Abstractübersicht


Donnerstag, 04.10.2012 / 17:00 - 19:00 Uhr


F2.01

Moderation: Peter Scheib

Podium: Alla Kholmogorowa (Russland), Zhao Xudong (China), Saied Pirmoradi (Iran/Deutschland)

Blicke von außen – Systemisch arbeitende ExpertInnen aus Russland, China, Iran


China: hat sich westlicher Wirtschaft und Kultur geöffnet, dies bringt die Aufnahme westlicher therapeutischer Modelle der Behandlung seelischer Störungen mit sich. Brauchen Chinesen denn westlicheTherapiekonzepte, wo sie doch über Jahrtausende altes ‚ganzheitliches‘ medizinisches Wissen verfügen? Und wenn, warum dann bitte ‚systemisch‘? Wie verbindet sich Importiertes mit Vorhandenem? Waswird aus den westlichen Konzepten im chinesischen Therapiealltag? Und wie verhält sich Neuentstehendes zu im Westen Vorhandenem beim ‚Reimport‘?


Russland: hat in den letzten zwanzig Jahren einen gesellschaftlichen Wandel erlebt, der nichts mehr so beließ wie es zuvor war. Wo stehen russische Therapeuten heute in einer Gesellschaft, die voneiner Mischung aus traditioneller Kultur mit neuer autoritärer politischer Führung und kapitalistischer Verwestlichung geprägt ist?


Iran: zwischen Jahrtausende alter persischer Kultur und fundamentalistischem Islam. Wie ist dort der Status von Menschen mit seelischen Erkrankungen, zwischenmenschlichen Nöten und allzu menschlichenBedürfnissen? Wie sieht die Behandlungskultur aus, wo ist der Platz, wie ist die Rolle westlicher Konzepte insbesondere systemischer Sichtweisen in einem fundamentalistisch religiös geprägtenLand?


Export - Import westlicher Therapiekultur, wie kann das gehen? Wie wirkt dies zurück auf die westliche (Behandlungs-) Kultur? Wie sind die Risiken und Nebenwirkungen insbesondere für die Akteureselbst? Es geht somit eigentlich um den Blick vom Innen (der anderen Kultur) auf ‚Uns‘ als Außen. Es bleibt die Frage zu beantworten, ob am Ende der gemeinsame Blick auf gemeinsames Neues steht.

 

 

V2.01

Johannes Herwig-Lempp

Wechselnde Ansichten – Beitrag zu einem systemischen Menschbildband


Menschenbilder beeinflussen unser Denken und Handeln, ohne dass wir uns ihrer immer bewusst sind. Und umgekehrt können wir sie bewusst konstruieren, um Denkanregungen und neue Handlungsideen zuentwickeln. Die zunächst eher philosophische Frage „Was ist der Mensch?“ erhält auf diese Weise praktische Bedeutung für unseren Alltag. Als SystemikerInnen werden wir uns bei der Konstruktionunserer Menschenbilder also nicht mit einem einzigen Bild zufrieden geben, sondern auf verschiedene wechselnde Ansichten vom Menschen Wert legen.

 

 

V2.02

Stefan Schmidt

Selbstheilung – Was wir von Placebos, Meditation und systemischen Zugängen lernen können


Über mentale Veränderungen, Interventionen und Strategien können die Selbstheilungskräfte des Menschen aktiviert werden. Dies zeigt sich übereinstimmend in den unterschiedlichsten Therapie-Ansätzenund Traditionen über alle Kulturen hinweg. Unabhängig, ob es sich im konkreten Fall um Psychotherapie oder Heilrituale handelt, kann eine übergeordnete Beschreibung angewandt werden, dass es übereine Veränderung mentaler Konzepte (Bedeutung) auch zu einer Besserung der körperlichen und/oder psychischen Gesundheit kommen kann. An drei Beispielen sollen dies exemplarisch gezeigt werden: In derPlaceboforschung, in der klinischen Anwendung des säkularisierten Achtsamkeitskonzepts und bei der Anwendung systemischer Interventionen. Ziel dieses Zugangs ist es, von den konkretenErklärungsmodellen des jeweiligen Therapiemodells zurückzutreten und übergreifende Gemeinsamkeiten hinsichtlich eines umfassenderen Modells einer mental-bedingten Selbstheilung zuidentifizieren.

 

 

W2.01

Eia Asen, Rabia Malik, Derek Taylor

Kulturvielfalt bei Klienten und im Team – Interkulturelle Systemische Arbeit in London


In diesem Workshop wird an Hand von vielen klinischen Beispielen aus der Arbeit am Marlborough Family Service in London gezeigt, wie TherapeutInnen ihre eigenen Migrationsgeschichten und kulturellenWerte bei der Arbeit mit Familien aus verschiedenen Kulturen einbringen, bewusst und unbewusst. Teilnehmer werden ermuntert, ihre eigene Kulturgebundenheit und Zugehörigkeit zur (vielleicht)dominanten kulturellen Gruppe zu reflektieren und die Relativität ihrer Werte und Therapiemodelle zu untersuchen.

 

 

W2.02

Asiye Balikci

Eine zerstückelte Leber oder wenn die Seele am Boden liegt – Krankheitsbilder bei türkischen Klienten


Die Begegnung mit Klienten aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen in Therapie und Beratung ist eine Realität in Deutschland. Insbesondere türkische Klienten benutzen häufig unterschiedlicheKrankheitschiffren um ihr Anliegen in Beratung und Therapie zu beschreiben, wie z.B. Meine Leber ist zerstückelt oder meine Seele liegt am Boden. Das fehlende Wissen um die Bedeutung dieserkulturbedingten Krankheitsbilder kann häufig Anlass für Missverständnisse in der Kommunikation sein und zu Unsicherheiten im Umgang mit diesen Klienten führen.
Der Workshop bietet Einblicke in das Krankenverständnis türkischer Klienten und gibt Antworten zum Umgang mit den unterschiedlichen Krankheitsbildern.

 

 

W2.03

Jürgen Beushausen, Andrea Caby

Soziale Arbeit in der ärztlichen Praxis


In verschiedenen ambulanten ärztlichen Arbeitsfeldern spielen psychosoziale Aspekte eine wesentliche Rolle, ohne dass diese bisher angemessen aufgefangen werden. Die Soziale Arbeit bietet demGesundheitswesen ihre interdisziplinären Kompetenzen an, mit der im Kontext einer bio-psycho-sozialen Betrachtungsweise nicht nur die stationäre, sondern auch die ambulante Versorgung optimiertwerden kann.


Im Workshop werden beispielhaft für Allgemein- bzw. Kinderarztpraxen sowie für Ärztliche Praxen mit dem Schwerpunkt Sucht potentielle Zielgruppen und Aufgabenfelder beschrieben. Diskutiert werdenNotwendigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen der Implementierung der Sozialen Arbeit in diesem multiprofessionellen Handlungsfeld. Gemeinsam sollen Strategien erarbeitet werden, wie notwendigesUmdenken, neue Finanzierungsmodelle und erforderliche interdisziplinäre Vernetzungen als besondere Herausforderungen auf den Weg gebracht werden können.

 

 

W2.04

Elisabeth Breit-Schröder

Dialog mit dem Körper – Dialog der Körper

Körperbezogene Interventionen in der systemischen Therapie


Gehirn und Körper stehen in einem ständigen Dialog. Wie psychologische Experimente zeigen, wirken sich körperliche Prozesse wesentlich auf Emotionen, Kognitionen und Verhalten aus. So konntebeispielsweise gezeigt werden, dass die Körperhaltung eines Menschen einen entscheidenden Einfluss auf seine emotionale Einstellung gegenüber schwierigen Aufgaben hat. Bei zwischenmenschlicherInteraktion wird die Bedeutung einer Botschaft oft stärker durch körperliche Signale, wie z.B. Mimik, Gestik und Körperhaltung, als durch den verbalen Inhalt bestimmt. Die KörperorientiertePsychotherapie macht sich solche Erkenntnisse in vielfältiger Weise zu nutze. In dem Workshop wollen wir uns praxisnah mit folgenden Fragen befassen: Wie können körpertherapeutische Interventionen imRahmen systemischer Einzeltherapie in den verbalen Dialog mit dem Klienten integriert werden? Welche körperbezogenen Interventionen sind in Paar- und Familiensitzungen möglich und sinnvoll?


Vorgehen: Kurze theoretische Inputs, Demonstration körpertherapeutischer Interventionen sowie Ausprobieren in Kleingruppen.

 

 

W2.05

Elfriede Dinkel-Pfrommer

Vom Säbelzahntiger-Modus zu Sozialer Verbundenheit
Somatic Experiencing meets Familientherapie


Trauma hat „ansteckende“ Wirkung. Ob traumatisierende Erfahrungen von außen kommen oder innerfamiliär geschehen, sie beeinflussen in der Regel das ganze (Familien)System. Manchmal suchen Menschenzeitnah Hilfe, manchmal erst nach Jahren. Die Einzelnen, als auch das System brauchen Unterstützung um wieder zu Selbstregulation zurück zu finden.


In diesem Workshop möchte ich den Einsatz von Somatic Experiencing(SE)®, einem körperorientierten Konzept zur Behandlung von Trauma vorstellen. Ausgehend von der Annahme, dass erlittenes Trauma imNervensystem „eingefroren“ ist, versucht SE die im Körper gestaute Aktivierungsenergie sicher und behutsam zu befreien. Gezielte Interventionen und eine offene Haltung ermöglichen, dass überpsychophysiologische Reaktionen, unterbrochene Schutz- und Abwehrimpulse abgeschlossen werden können und die Lebensenergie wieder frei zur Verfügung steht. Wenn die Aktivierung des Nervensystemssinkt, reduziert sich die Sogwirkung und mögliche Folgetraumatisierungen. Interventionen auf der Familien- und Systemebene können wirksamer und nachhaltiger erfolgen.

 

 

W2.06

Annett Engelmann

DGSF-Fachgruppe "Aufsuchende Familientherapie"

Was muss ein(e) Aufsuchende(r) FamilienTherapeut(in) leisten? – Ansprüche an individuelle und professionelle Fähigkeiten


Nach langem Ringen gelang es 2010, die Anerkennung der Qualitätskriterien von AFT auf der Mitgliederversammlung der DGSF zu verabschieden. Nunmehr gilt es, in einen Austausch über die Qualifikationder Aufsuchenden Familientherapeuten und Familientherapeutinnen zu treten. Notwendig erscheint mir eine Diskussion und ein Ideenaustausch, was Therapeuten und Therapeutinnen sowohl persönlich undprofessionell bei ihrer Arbeit im Bereich Aufsuchende Familientherapie bedenken und beachten sollten. In einem Erfahrungs- und Gedankenaustausch möchte ich sowohl mit AFT-Erfahrenen als auch „neuen“AFTlern gemeinsam Ideen und Vorstellungen entwickeln, um sowohl die Qualität des Hilfeangebotes als auch die Selbstfürsorge zu sichern.

 

 

W2.07

Wolfgang Brandstetter, Gerlinde Krauß-Kohn

„Ganz schön bunt hier!“ Das Phänomen von Komplexität
in der Arbeit mit MigrantInnen.


In den (Er)Lebenswelten von MigrantInnen sind sehr geringe Spielräume, aber auch komplett aufgelöste Strukturen in der Lebensgestaltung und -bewältigung zu beobachten. Wie aber kann eine Integrationin unseren Kulturkreis erfolgreich gelingen? Und was können helfende Institutionen dazu beitragen? Aus den unterschiedlichen Blickwinkeln einer Frauenberatungsstelle und einer Jugendhilfeeinrichtungwollen wir uns lösungsorientiert des Themas annehmen. Aspekte der Erhöhung und Reduzierung von Komplexität sollen als Leitgedanken in den Versuch münden, Methoden in der Anwendung für die Praxis zureflektieren und weiterzuentwickeln.

 

 

W2.08

Ilke Crone, Petra Lahrkamp

Schauen sie genau hin - systemisches Arbeiten im Kontext gehörlos-hörender (Familien) Systeme


In Deutschland leben ca. 14 Mio. Menschen mit Hörschädigungen, davon ~ 80.000 Gehörlose (GL). Sie gestalten eine eigene GL-Kultur, deren Zugehörigkeit sich u.a. durch die deutsche Gebärdensprache(DGS), spezielle kulturelle Angebote und eigene soziale Regeln und Umgangsformen definiert. Die Versorgung mit Beratungs- und Therapieangeboten unter Nutzung der DGS ist im Vergleich zu anderendeutlich schlechter. Die GL-Kultur ist in sich sehr differenziert, den „typischen Menschen mit Hörschädigung“ gibt es nicht, auch wenn ca. 90% die Gemeinsamkeit haben, in gehörlosen-hörendenFamiliensystemen zu leben. Dieser Workshop richtet sich an KollegInnen, die in ihrem Arbeitssetting gelegentlich Anfragen zu Menschen mit Hörschädigungen bekommen und darauf ausweichend reagieren,weil sie zu wenig über diese „fremde Welt“ wissen und ihnen Gebärdenkompetenz fehlt. Wir möchten einen Einblick in die GL-Kultur geben. Anschließend werden wir die daraus resultierenden besonderenAnforderungen innerhalb eines Beratungssettings sowie die Möglichkeiten und Grenzen von einigen systemischen Interventionen aufzeigen, um danach gemeinsam zu diskutieren, ob und wie auf solcheAnfragen eingegangen werden kann.

 

 

W2.09

Anne M. Lang

Hypno- Systemisches Vorgehen:
Modelle- Erweiterungen- Verstärkungen


Im Werk M. Ericksons (1901-1980) finden sich neben Zukunfts-/Ressourcenausrichtung viele Interventionen, die dann das Systemische ausbaute. Das Zitat „für jeden eine eigene Therapie erfinden“ belegtEricksons selbstorganisatorisch-konstruktivistische Haltung. Steve de Shazer (1940 - 2005), bezieht sich ebenfalls in seiner Zukunfts- und Prozessorientierung auf ihn als Lehrer.
Hypno- Systemisches verstärkt Systemisches durch die Beachtung von Aufmerksamkeitsausrichtung und von direkten/ indirekten Suggestionen der Kommunikation und Kontexte. Umgekehrt verstärktSystemisches das Hypnotherapeutische durch Berücksichtigung von Systemen mit ihren zirkulär- reflexiven Mustern. Das Bonner Ressourcen Modell verbindet systemische, lösungsorientierte undericksonsche Essenz.


Sie lernen im Workshop konkret Ihr systemisches Vorgehen unter hypnosuggestiven Aspekten zu supervidieren und hypnosystemisch zu erweitern, z.B. bei Ziel- /Auftragsklärung, Frage-Interventionen,Skulptur-/Darstellungstechniken, Schlussinterventionen, Suggestionen des Settings usw.

 

 

W2.10

Andrea Ratz

Marte Meo:
Eine kulturübergreifende, systemisch orientierte Methode


In diesem Workshop soll anhand von Videobeispielen die Marte Meo Methode vorgestellt werden sowie der Bezug zur Arbeit mit anderen Kulturen hergestellt werden. Die Teilnehmer sollen eine praxisnaheIdee vermittelt bekommen, wie kulturelle Besonderheiten als Ressource und Leitfaden für einen therapeutischen Marte Meo Prozess genutzt und mit dem therapeutischen Wissen verbunden werdenkönnen.
Leitend wird das konkret Sichtbare (auf den Filmbeispielen, passend zum Thema) sein.

 

 

W2.11

Petra Rechenberg-Winter

Schreibdialog
Kreatives Schreiben im systemischen Dialog


Systemische Beratung in ihren unterschiedlichen Formaten (Beratung, Psychotherapie, Coaching, Supervision, Mediation, Organisationsberatung) zeichnet sich u. a. durch den Einsatz kreativer Methodenals nachgewiesen wirkungsvolle Interventionen aus. Doch wird Biografisches und Kreatives Schreiben bisher kaum bis gar nicht angewendet. Dabei liegen bereits Veröffentlichungen vor überEinsatzmöglichkeiten kreativer Schreibmethoden in der Psychotherapie und deren therapeutische Wirksamkeit In diesem Workshop wird kurz in die Grundlagen des Biografischen und Kreativen Schreibenseingeführt, um anschließend miteinander schreibende Dialogformen für die systemische Beratungspraxis zu erarbeiten.

 

 

W2.12

Joseph Rieforth

Tiefenpsychologie trifft Systemtherapie – Eindrücke einer interessanten Begegnung


Viele Jahre galten die psychodynamischen und systemischen Therapieverfahren als klare Gegensätze. Während in der Psychodynamischen Psychotherapie die Erkundung der pathologischen Ursachen für dieaktuelle Störung als erklärtes Ziel galt, war die Systemische Therapie zunächst verbunden mit konstruktivistischen Lösungsvorstellungen, die nicht selten ohne eine biografische Geschichte auszukommenschienen. In der Zwischenzeit haben Erkenntnisse aus der Bindungsforschung, der Neuropsychologie und vor allem aus den neu profilierten tiefenpsychologischen Ansätzen eine Annäherung und einenAustausch auf verschiedenen Ebenen möglich gemacht. In diesem WS sollen anhand aktueller Modelle aus der Psychodynamischen und der Systemischen Therapie neue Möglichkeiten aufgezeigt werden, wiedurch die Verbindung zwischen personalen und systemischen Perspektiven die unterschiedlichen Verfahren sich gegenseitig befruchten können. Beispiele aus einem tiefenpsychologisch-systemischenAusbildungsinstitut für Psychotherapie zeigen auf, wie im Rahmen des therapeutischen Prozesses durch die besondere Berücksichtigung der biografischen Vergangenheit sowie der zu entwickelndengewünschten Zukunft eine ressourcenorientierte Psychotherapie entstehen kann, die der Pathologie und auch der Salutogenese entsprechend Raum verleiht.

 

 

W2.13

Christine Rilling, Nora Zapata-Gundermann

Interkulturelle Begegnung im Rahmen Früher Hilfen


Seit 2003 begleitet der Sozialdienst katholischer Frauen Freiburg junge Familien im Rahmen Früher Hilfen. Zunächst als Projekt, seit 2011 als fester Bestandteil des Netzwerks Früher Hilfen der StadtFreiburg. Angegliedert an die Schwangerenberatung umfasst das Angebot „Guter Start ins Leben“ Gruppenarbeit, Einzelbegleitung und aufsuchende Arbeit durch ein interdisziplinäres Team ausSozialpädagogin, Psycho, Hebamme und Kinderkrankenschwester. Im Mittelpunkt steht die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung und Beziehung. Unsere Mutter-Kind-Gruppen sind interkulturell inunterschiedlichem Sinn des Wortes. Sie setzen sich zusammen aus Teilnehmerinnen z.B. verschiedener Länder, unterschiedlicher Bildungsniveaus und verschiedener sozialen Schichten etc.


Der Workshop soll einen Einblick in die Gruppenarbeit bieten, sowie durch kleine Übungen die Möglichkeit geben praktisch zu erleben, wie wir in unserem Praxisalltag den Dialog der „Kulturen“anregen.

 

 

W2.14

Christian Roesler

Arbeit mit hochstreitigen Eltern und interprofessionelle Kooperation im neuen FamFG – ein best-practice-Modell


Seit Einführung des gemeinsamen Sorgerechts bei Scheidung versucht das Cochemer Modell, die beteiligten Professionen im Sinne des Kindeswohls zu koordinieren. Diese Regelungen sind nun im neuen FamFGverbindlich festgeschrieben. Die konkrete Zusammenarbeit vor Ort erweist sich aber immer noch als schwierig, da hier ganz unterschiedliche Professions-„Kulturen“ aufeinanderstossen. Die Wirksamkeitder Arbeit mit den Eltern steht und fällt mit einer funktionierenden Kooperation aller Beteiligten, um sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Auch zeigt sich mittlerweile, dass was in einerKleinstadt wie Cochem gut funktioniert, weil alle beteiligten Professionellen an einen Stammtisch passen, sich in einer Großstadt mit über hundert Beteiligten ganz anders darstellt. An der Professur„Arbeit mit Familien“ der KH Freiburg wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt, welche Probleme in diesem Feld auftreten und welche Strategien sich als hilfreich erwiesen haben. Diese Erkenntnissemünden in ein best-practice-Modell von Kooperation und Beratungsvorgehen, das in dem Workshop vorgestellt und an konkreten Fallbeispielen illustriert werden soll.

 

 

W2.15

Nikola v. Saint Paul

Traumagerechtes Vorgehen in der systemischen Arbeit


Menschen, die unter Traumafolgestörungen leiden, geraten mitunter in einen seelischen Ausnahmezustand, wenn unverarbeitete Erinnerungen geweckt werden. Sie erleben sich plötzlich „wie im falschenFilm“. Die Wahrnehmung ist eingeengt, ein diffuses Gefühl von Bedrohung kann vorherrschen oder Hoffnungslosigkeit lähmt die Atmosphäre. In solchen Momenten scheint eine therapeutische oderberaterische Arbeit nicht mehr möglich.
In diesem Workshop werden die neurobiologischen Vorgänge erläutert, die ablaufen, wenn traumatische Erinnerungen getriggert werden. Es wird vermittelt und erfahren, wie ein gezieltesressourcenaktivierendes Vorgehen das Wahrnehmungsfeld wieder öffnet und Präsenz schafft. Nur wer im Vollbesitz seiner geistigen und emotionalen Kräfte ist kann systemische Interventionen konstruktivverarbeiten. Das Vorgehen wird methodenübergreifend anhand von Beispielen entwickelt und ist in jedes Arbeitsfeld integrierbar.

 

 

W2.16

Peter Schröder

Die Arbeit mit DolmetscherInnen in der Psychotherapie


Oft geht es ja gar nicht anders, und dennoch bleibt es schwierig, eine weitere Person in das Geschehen einzubeziehen. Dr. Peter Schröder, niedergelassener Allgemeinarzt und Psychotherapeut ausFreiburg behandelt seit Jahren überwiegend MigrantInnen und berichtet von seiner Arbeit. Welche Ausbildung hat ein(e) DolmetscherIn? Wie kann man die Zusammenarbeit noch verbessern?
Welche klassischen Fehler geschehen oft? Eine eingeladene Patientin und eine Dolmetscherin können typische Situationen nachstellen. Besonders herzlich sind TeilnehmerInnen eingeladen, die – wie dieKrankenkassen – immer noch glauben, dass eine Psychotherapie nur in der Muttersprache möglich ist.

 

 

W2.17

Helmut Wetzel, Lucy Wardimon

Children of the Third Reich – die Kinder der Kinder des Dritten Reichs


Als Einführung zeigen wir den Film „Children of the Third Reich“. Der israelische Psychologe Dan Bar On hat Anfang der 90er Jahre Kinder prominenter Nazi-Täter und Kinder von Überlebenden desHolocaust eingeladen, miteinander über ihre Erfahrungen und Familiengeschichten zu sprechen. Der Film der BBC fasst diesen dreitägigen mutigen Versuch eines Dialogs zusammen. Die deutschenBeteiligten sprechen deutsch, die Israelis ein überwiegend gut verständliches Englisch. Das Nachdenken über diesen Film ist eine Einladung zu einem kollegialen Austausch über das Narrativ unserereigenen Familien sowie die Erfahrungen mit unseren Klientinnen. Dabei gibt es immer eine Geschichte zu finden:
„Was weiß ich, was will ich wissen, was könnte ich wissen?“
Wir stellen unsere Indikationskriterien vor, wann wir Familien anbieten, die Mehrgenerationenperspektive zu öffnen bzw. die Triade rückwärts zu rotieren.

 

 

W2.18

Michael Scholz, Maud Rix, Katja Scholz ***zusätzlicher Workshop***

Einführung in die Multifamilientherapie

 

Die Multifamilientherapie (MFT) vereint die Erkenntnisse, Konzepte undTechniken der Gruppentherapie, der systemischen Einzelfamilien-therapie und von Selbsthilfegruppen. In einer MFT-Gruppe besteht die Möglichkeit, problematische Verhaltensweisen und Symptomatikeneiner Familie differenzierter zu bearbeiten, da Mitglieder aus anderen Familien neue und andere Perspektiven entwickeln können – vor allem
wenn sie mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Während es für eine Einzelperson oder eine Familie oft schwierig ist, die eigene Perspektive zu verändern, um so eigene Schwierigkeiten zuerkennen und zu beheben, gibt es in einer Gruppe von Familien eine Vielzahl von differenzierten Außenperspektiven. Ziel der Arbeit ist es, dass die einzelnen Familien und ihre Mitglieder die Potenzder Gruppe als Chance für sich selbst erleben. Diese aktive Einbeziehung der Familie bei der Wahrnehmung des ähnlichen Problems bei ihrem Gegenüber
stärkt auch das eigene Selbstwertgefühl und macht Familien offener für die Veränderung der gleichen Schwierigkeiten bei sich selbst. Diese Prozesse werden von den MFT-Fachleuten angeregt. Sie stellenden therapeutischen Kontext mit Hilfe spezifischer Interventionen her, um die Gruppenprozesse in Bewegung zu setzen. Im Verlauf der MFT können die Therapeuten zu einer eher moderierenden Rolleüber-wechseln, denn die Familien übernehmen füreinander einen Großteil der therapeutischen Arbeit. 

 

 

W2.19

Günter Schiepek

DGSF-Fachgruppe "Neurobiologie und systemischePraxis"

Praxis im Wandel: Wie Informations- und Neurotechnologienunser Verständnis von Therapie verändern

Abstract s. W1.20