Abstractübersicht


Freitag, 05.10.2012 / 14:30 - 16:30 Uhr


F3.01

Moderation: Rüdiger Beinroth

Podium: Kirsten Nazarkiewicz, Christoph Hilger, Andrea Böttinger

DGSF-Fachgruppe "Systemische Supervision, Coaching und Organisationberatung"

Systemisches Coaching und Supervision in interkulturellen Situationen


Der Prozess der Globalisierung hat auch die Anforderungen an Coaching und Supervision verändert. Interkulturelle Situationen, wie Migration in den Einwanderungsgesellschaften, multikulturelle Teams& Mitarbeiter, unterschiedliche Milieus, nationale Kulturen in internationalen Organisationen und diverse Wertegemeinschaften sowie internationale Aufgaben, fordern ein kulturreflexives Handeln.Gelingt der Dialog der Kulturen oder herrscht eher eine „babylonische Sprachverwirrung“? Was kennzeichnet einen gelingenden interkulturellen Dialog? Wie kann Kommunikation auf dem Hintergrundkulturell unterschiedlicher Sprach- und Symbolbedeutungen gelingen?
In diesem Forum soll der Frage nachgegangen werden, welchen Beitrag systemisches Coaching und Supervision in Organisationen zum Dialog der Kulturen und zur Kultur des Dialogs leisten kann.

 

 

F3.02

Jürgen Beushausen, Johannes Herwig-Lempp, Ludger Kühling

DGSF-Fachgruppe "Systemische Sozialarbeit"

„SozialarbeiterInnen müssen besser bezahlt werden als TherapeutInnen!“
Von der Notwendigkeit, Soziale Arbeit gegenüber Therapie als anspruchsvoller zu konstruieren.


Sozialarbeit ist komplexer, komplizierter und fordert größere Verantwortung als Therapie und Beratung: mehr (unterschiedliche) Menschen, mehr (einander widersprechende) Aufträge, mehr(unterschiedlichste) Interessen und höhere Verantwortung für weitreichendere Folgen. Zudem wird von SozialarbeiterInnen häufig verlangt, dass sie nicht nur beraten, sondern auch dass sie verhandelnund vermitteln, dass sie kontrollieren und eingreifen, dass sie stellvertretend für Klienten wie für Institutionen handeln, dass sie beschaffen, behandeln oder auch nur einfach da-sind (darunterfällt z.B. professionelles Abwarten, Fernsehen, Kaffeetrinken und Fußballspielen). Im Forum wollen wir einladen zu einer neuen Sicht auf Sozialarbeit und zur Diskussion darüber, ob so provokanteThesen wie diese überhaupt nützlich und im Interesse von SozialarbeiterInnen sind.

 

 

F3.03

Peter Bünder, Annegret Sirringhaus-Bünder, Gaby Reitmayer, Sibylle Grevenkamp

Die Kraft der Bilder nutzen! Entwicklungsförderung für Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund mit Hilfe der Videoberatung nach derMarte-Meo-Methode


Analysen der deutschen Jugendhilfestatistik zeigen, dass Kinder, Jugendliche und Eltern mit einem so genannten Migrationshintergrund im Gegensatz zu interventionistischen Hilfen, wo siebeispielsweise bei männlichen Jugendlichen teilweise überrepräsentiert sind, im Bereich der beraterischen Hilfen nach § 27 ff. SGB VIII deutlich unterrepräsentiert sind. Als Gründe werden fehlendeInformationen über Hilfeleistungen in Erziehungsfragen, Probleme bei der Niederschwelligkeit von Angeboten sowie Verständigungsprobleme angeführt.


Ein mehr und mehr nachgefragtes Hilfsangebot bietet die niederschwellige Videoberatung nach der Marte-Meo-Methode an. Alltagsaufnahmen in Familien und Einrichtungen der Jugendhilfe werden genutzt, umEltern mit Migrationshintergrund zu helfen, ihre erzieherischen Vorstellungen und Praxis zu reflektieren. Mit Hilfe der Bilder werden Beratungsgespräche möglich, die mit einer bloßen sprachlichenRepräsentanz von Inhalten ungleich schwerer zu führen wären.


Das Forum soll die Möglichkeit bieten, die Praxis der Methode mit der genannten Zielgruppe mit ausgewähltem Filmmaterial kurz zu demonstrieren und zu einem vertieften kollegialen Austauscheinzuladen.

 

 

F3.04

Moderation: Thomas Hegemann, Cornelia Oestereich

Podium: Eia Asen, Paul Friese, Mara Hermann-Aita, Rabia Malik

Implementierung interkultureller systemischer Konzepte in die Praxis


Dieses Forum bietet Diskussionsmöglichkeiten mit Fachleuten, die über langjährige Erfahrung in der Leitung und Beratung von interkulturell ausgerichteten Institutionen verfügen. In kurzen Inputswerden Einrichtungen vorgestellt, die nach einem systemischen Konzept arbeiten.
In variablen Gesprächsforen können eigenen Erfahrungen und Ressourcen um neue Ideen erweitert werden, die leicht in den Arbeitsalltag der Teilnehmer zu übernehmen sind.

 

 

F3.05

DGSF-Ethik-Beirat

Moderation: Yasemin Yadigaroglu, Helmut Wetzel

Podium: Samira Elwan, Maritza Le Breton, Marijo Plavac, Lucy Wardimon

Wie finden wir das nächste Wort, wenn wir befremdet sind, an unsere kulturellen und sprachlichen Grenzen stoßen, wenn unsere Grundwerte in Frage gestellt werden oder wenn sich dieHerkunft als gravierendes Hindernis erweist?


In diesem Forum des Ethikbeirats der DGSF wollen wir an Hand von Fallvignetten über Widersprüche, Konflikte, Scheitern und gelungene Lösungen in der interkulturellen Beratung und Therapiediskutieren. Wir starten den Dialog in einem kleineren Kreis von eingeladenen Kolleginnen und Kollegen und laden dann alle
Anwesenden ein, in der zweiten Runde ihre Fragen und Erfahrungen zur Diskussion zu stellen.

 

 

F3.06

Renate Zwicker-Pelzer, Heino Hollstein-Brinkmann

DGSF-Fachgruppe "Systemische Beratung"

Kulturen begegnen sich: Beratungs-Kultur und Therapie-Kultur
Ein Forum über Unterschiede und Gemeinsamkeiten und die Profilmerkmale der Beratung

 

Mit diesem Forum wollen wir das Profil von Beratung stärker konturieren und die Beratung als eigenständige Dienstleistung sowohl als persönlich- lebensweltliche wie auch alsgesellschaftspolitische Herausforderung begründen. Im großen Unterschied zur Therapie kann Beratung nicht immer auf ein klares Setting, auf benennbare Aufträge zurückgreifen. Sie hat demnach häufigkeinen formalisierten Rahmen, und als halbformalisierte Dienstleistung verlangt sie dem Berater / der Beraterin einen hohen Kompetenzgrad ab. Daher ist es unpassend, die Beratung lediglich alskleines Einsteigerprogramm für die Therapie zu betrachten. Auch Therapeuten müssen für Beratung neue Kompetenzen hinzulernen.


Mit uns diskutiert Prof. Dr. Franz-Christian Schubert (Vereinigung der Hochschullehrer zur Förderung von Beratung / Counseling)


Zu einem kreativen fachlichen Diskurs lädt die Fachgruppe Beratung interessierte KongressteilnehmerInnen ein.

 

 

W3.01

Moderation: Astrid Beermann-Kassner, Joseph Rieforth

Jochen Schweitzer, Johann Behrens

DGSF-Fachgruppe "Hochschulen"

Landschaften systemisch forschender Wissenschaftler/innen
Wege, Gabelungen und Gehweisen
… zum Nobelpreis – Karrierewege systemischer Forscher und Forscherinnen
… zum glücklichen Hochschullehrer / zur glücklichen Hochschullehrerin


Die Fachgruppe Hochschulen bietet für SystemikerInnen an Hochschulen in diesem Workshop eine ebenso informelle wie kollektive „Laufbahnberatung“. Alle Fragen, die sich auf dem Weg von der Bachelor-oder Masterarbeit über Promotion und Habilitation bis zur Berufung auf eine Professur stellen, können hier diskutiert werden.
Der Workshop richtet sich bewusst sowohl an Studierende als auch an wissenschaftliche Mitarbeiter/innen und Hochschullehrer/innen. Er arbeitet mit einem Innenkreis und einem Außenkreis, die in derWorkshopmitte wechseln: anfangs geht es um die Fragen der „Jüngeren“, dann um die Fragen der „Älteren“.

 

 

W3.02

Lutz Gregor, Maria Bosch, Ivan Musa

„Zentrale kulturelle Tabus“ und kreative Anpassung systemischer Arbeit


Der Begriff „kulturelle Tabus“ wurde von der Familientherapeutinnengruppe um Peggy Papp in deren Forschung zu funktionierenden Scheidungsfamilien geprägt: Fachleute befolgen unbewusst diese in„deutschen“ Vorstellungen und behördlichem Vorgehen enthaltenen Tabus aus der eigenen Kultur. Wenn diese Tabus und die des Klientels zusammenwirken – in Beratung, Schule, Jugend-/Sozialamt, Kliniken,Ausländerbehörde, Polizei, Justiz etc. - hat dies oft gravierende negative bis destruktive Folgen. Dies zu erkennen, zu berücksichtigen und ressourcenorientiert umzuwandeln ist in der systemischenArbeit schwierig und bislang wenig diskutiert. Diesbezügliche Erfahrungen in verschiedenen Kontexten mit Klientensystemen aus der früheren Sowjetunion, (Weiß)Russland, Sibirien, Kasachstan usw. sowiekreative gelungene Anpassungen systemischer Arbeitsweisen werden mit Einbezug der TeilnehmerInnen im Workshop praxisnah dargestellt. Außerdem wollen wir relevante Fragen erörtern, etwa die, wie manunter Berücksichtigung der Generationsfolge Klientensysteme dabei unterstützen kann, ein sozial verantwortliches Leben in der neuen Heimat zu führen.

 

 

W3.03

Felicia Heidenreich-Dutray

Psychotherapeutische Arbeit mit Migrantenfamilien in der französischen Ethnopsychiatrie


Seit den 80er Jahren wird in Frankreich an einigen Orten für Migrantenfamilien ein spezifisches therapeutisches Gruppensetting angeboten, das auf den Grundlagen der Devereux’schen Ethnopsychoanalyseberuht. Der Komplementarismus ist dabei eine Grundannahme, die in der Therapie unter anderem psychoanalytische und systemische Arbeitsweisen verbindet. Migrantenfamilien kommen zu einer Gruppe vonPsychotherapeuten mit Migrationshintergrund oder anthropologischer Zusatzausbildung und einem Übersetzer, und in dieser Gruppe soll es möglich werden, nicht nur psychische, sondern auch kulturelleInhalte zu besprechen und auf ihre Rolle im Krankheitsgeschehen hin zu hinterfragen.


In diesem Workshop soll solch ein ethnopsychiatrisches Setting ausführlich beschrieben und mit konkreten Fallbeispielen erläutert werden. Die beiden Dozentinnen waren bzw. sind Kotherapeutinnen desethnopsychiatrischen Gruppensettings und auch Dozentinnen am «Diplôme universitaire de Psychiatrie transculturelle». Eine Diskussion sowohl über Unterschiede und Ähnlichkeiten mit der klassischenFamilientherapie als auch über Machbarkeit und Grenzen des Settings wird den Workshopteilnehmern Gelegenheit zur aktiven Teilnahme geben.

 

W3.04

Julia Hille, Raimo Wünsche

Vielfalt an Erfahrungen – Systemisches Familientraining bei Kindern mit einer Störung aus dem autistischen Spektrum


Eltern von Kindern mit einer Störung aus dem autistischen Spektrum sind oftmals im Alltag einer dauerhaften und hohen Beanspruchung ausgesetzt. Eine frühzeitige Förderung kann erfolgreich sein, wennalle unmittelbar am Kind beteiligten Personen Potentiale des Kindes erkennen und diese für eine positive Entwicklung umsetzen. Das systemische Familientraining zielt darauf ab, die Zahl derMöglichkeiten und Erklärungen zu erhöhen. Die Familien bringen ihre Ressourcen ein und profitieren von vielfältigen Perspektiven, die durch die verschiedenen Settings ermöglicht werden:Familiengruppe (mehrere Familien gemeinsam), Elterngruppe und Kindergruppe.


Im Workshop wird das Konzept des Systemischen Familientrainings vorgestellt, einige Methoden demonstriert und gemeinsam abstrahiert, wie es in andere Arbeitsfelder übertragen werden kann.

 

 

W3.05

Alexander Korittko

Das erstarrte Mobile – Familien mit traumatischem Stress in der Familienberatung


Ohne Frage: zu den schwersten Traumatisierungen, die Menschen erfahren können, zählen die Misshandlungen und Vernachlässigungen in der eigenen Familie. Darüber hinaus wird jedoch oft unterschätzt,wie schwer es für Eltern und Kinder auch in anderen Kontexten sein kann, mit den Auswirkungen von traumatischem Stress umzugehen. Die „Traumata von außen“ werden die in diesem Workshop im Mittelpunktder Überlegungen stehen: Überfälle, Verkehrs- oder Haushalts-Unfälle, plötzliche Krankheits- oder Todesmitteilungen, Kriegs- und Bürgerkriegserlebnisse, Brände, Hundeattacken, all diese traumatischenEreignisse können einen erheblichen Einfluss auf die Psyche von Eltern und Kindern haben und auf die Art und Weise, wie sich Familien verhalten. Das erstarrte Mobile steht als Metapher für dieWechselwirkungen der eingefrorenen familiären Interaktion und für posttraumatische dysfunktionale Bewältigungsstrategien.


In diesem Workshop werden nach kurzen theoretischen Erörterungen Interventionen gezeigt, die in der Paar- und Familienberatung dazu beitragen können, traumatisierten Familien in einem sanften„Auftauprozess“ Wege aus der emotionalen Erstarrung zu eröffnen. Auf diese Weise können Eltern und Kinder gemeinsam erfahren, das „dort und damals“ vom „hier und jetzt“ zu unterscheiden.

 

 

W3.06

Alexander Krieg, Birgit Reinbold-Link, Beatrice Vondung, Jeanette Piram, Christopher Adam

Systemische Diagnostik im multiprofessionellen Team in der kinder- und jugendpsychiatrischen Praxis


Unsere Praxis lebt von der konstruktiven Verflechtung so unterschiedlicher Berufsgruppen wie Heilpädagogik, Sozialpädagogik, Motopädie, Psychologie, Pädiatrie und Kinder- undJugendpsychiatrie/-Psychotherapie. Die Kommunikation und das gegenseitige Verstehen auf gleicher Ebene ist wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit und erhöht unsere Motivation und Zufriedenheit.Gerade unter dem Blickwinkel unterschiedlicher beruflicher Sozialisation ist eine systemische Sichtweise sehr gewinnbringend. Familien und Patienten können systemische Diagnostik durch ein solchesTeam häufig bereits als Metapher für eigene Lösungswege erleben. Fast ausnahmslos beinhaltet diese Form der Diagnostik schon therapeutische Anteile. In diesem Workshop stellen wir Elemente unseresdiagnostischen Prozesses vor. Die Teilnehmer können mögliche Bausteine für ihre eigene Arbeit finden.

 

 

W3.07

Tanja Kuhnert, Georg Vorndran

DGSF-Fachgruppe "Systemische Beratung von Menschen in Hartz IV"

Beratung und Therapie im Dialog mit Hartz IV


Bei Leistungsbeziehern nach dem SGB II (Hartz IV / ALG II) greift das Sozialsystem in viele Bereiche des Lebens ein - von der Wohnungs- und Berufswahl über (berufliche) Lebensentwürfe betroffenerJugendlicher bis hin zu indirekten Rollenfestschreibungen oder -änderungen in den Familien. Berater im System können dabei oft nur institutionell vorgegebene Lösungen anbieten. Für externe Beraterund Therapeuten von Hartz IV-Kunden / Klienten kann es wegen fehlender Kenntnisse der SGB II-Regularien schwierig sein, die Besonderheit dieser Lebenswirklichkeit zu verstehen, sie zu berücksichtigenund sie in Beratung und Therapie mit einzubeziehen. Als Mitglieder der DGSF-“Fachgruppe SGB II“ möchten wir mit diesem Workshop das Thema verstärkt in die systemische Landschaft einbringen. Dazuwollen wir interaktiv diese Lebenssituation nachvollziehbar machen, auf Fragen der Teilnehmer sachliche Informationen zum SGB II vermitteln und Ideen und Anregungen für die Arbeit mit denKunden/Klienten entwickeln, für die dieses System Lebenswirklichkeit ist.

 

 

W3.08

Andrea Lanfranchi

Kompetenz statt Kulturalisierung. Neue Zugänge zu Migranten in der systemischen Praxis


Migrantinnen und Migranten fordern uns in Beratungssituationen heraus, manchmal mehr, als es uns lieb wäre. Gewöhnlich legen wir unsere Aufmerksamkeit auf „ihre“ Probleme und „ihre“ Zugangsbarrieren:„sie reden kein Deutsch, sie sind bildungsfern, zeigen wenige Introspektionsfähigkeit, etc.“ In diesem Workshop wechseln wir die Perspektive und befassen uns mit „unseren“ Zugangsbarrieren. Wir gehenvon Überraschungssituationen aus, also vom „Kulturschock der Professionellen“ (!) und diskutieren unsere Widerstände und Abwehrstrategien bei komplexen Auftragslagen. Aus der Problemtrance kommen wireventuell mit der Genogrammarbeit und migrationssensiblen Fragen heraus – sowie mit Metaphern, wie die der Schriftstellerin Barbara Frischmuth: „Was tun mit einer Vergangenheit, die sich nichtabschütteln lässt, und wie lässt sie sich in Zukunft verwandeln?“

 

 

W3.09

Ursula Pabsch

DGSF-Fachgruppe "SiG - Systemische Konzepte im Gesundheitswesen"

Wenn der Mensch zum Patienten wird – Erfahrungen mit einer anderen Welt


Je älter man wird, desto eher wünscht man sich vor allem „Gesundheit“, sie ist doch die wichtigste Grundlage zum Leben. Husten, Schnupfen, Bauchschmerzen, Zahnschmerzen, meistens geht es vorbei. DerBesuch in der Welt des Gesundheitswesens ist nur vorübergehend, abgesehen vom monatlichen Krankenkassenbeitrag und der Praxisgebühr und der Medikamentenzuzahlung und den mitunter langen Wartezeitenbeim Arzt. Wird eine Krankheit aber chronisch, oder man findet die Ursachen für die Schmerzen und Symptome nicht, so beginnt der Weg durch die Instanzen des Gesundheitswesen, wo der Patient angeblichimmer im Mittelpunkt steht. Mit einer offenen Organisationsaufstellung quer durch das Gesundheitswesen möchten wir die Wechselwirkungen und Abhängigkeiten deutlich machen, die es für den Menschen alsPatienten manchmal schwer machen, wieder gesund zu werden oder mit chronischen Krankheiten ein gesundes Leben zu führen. Die Teilnehmer sind zur aktiven Mitwirkung bei der Aufstellung eingeladen.Anschließend diskutieren wir, welche Kompetenzen ein Berater im Gesundheitswesen braucht, um hilfreich für die Patienten und ihre Familien sein zu können. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklungeines Weiterbildungsganges für Beratung im Gesundheitswesen einfließen.

 

 

W3.10

Frieder Pfrommer

Systemische Interventionen in der Arbeit mit interkulturellen Paaren


Interkulturell zusammengesetzte Paare stehen neben den „normalen“ Herausforderungen mit dem Paarentwicklungsprozess der Regulierung von Nähe und Distanz, Macht und Ohnmacht, sowie Geben und Nehmen,auch vor der Aufgabe der Integration unterschied-licher Positionen, Sprachen, Werten und Glaubenssystemen. Dabei - und nicht zuletzt wegen der meist notwendigen oder gewollten Einigung auf einengemeinsamen Lebensort - ist es oft nicht leicht, eine gefühlte Ebenbürtigkeit auf beiden Seiten zu erzielen. Das zunächst von Verliebtheit oder Liebe geprägte reizvolle und anziehende an dem / derFremden hat häufig eine hohe Anforderung an Anpassungsfähigkeit, Offenheit, Lernfähigkeit und Verständnisbereitschaft zur Folge.


In diesem Workshop möchte ich an Hand von Beispielen aus meiner Praxis und aus den Reihen der TeilnehmerInnen Möglichkeiten herausarbeiten, wie mit der Dynamik von inter-kulturell zusammengesetztenPaaren im therapeutischen Alltag möglichst konstruktiv umgegangen werden kann.

 

 

W3.11

Saied Pirmoradi

DGSF-Fachgruppe "Interkulturelle Familientherapie und Beratung"

Auf den geschichtlichen Spuren der Interkulturalität in Deutschland und deren Bedeutung für die Arbeit
mit Migranten


Interkulturelles Denken und Handeln weist in Deutschland eine herausragende Tradition auf, die im gegenwärtigen Diskurs nahezu völlig ausgeblendet wird. In diesem Workshop wird nicht nur ein Einblickin diese Tradition gegeben, sondern, viel wichtiger, werden die Gründe bzw. die Folgen einer solchen Ausblendung für die beraterisch-therapeutische Arbeit mit Menschen mit einem
migrantischen Hintergrund thematisiert.

 

 

W3.12

Janine Radice von Wogau

Paare in kulturellen Bedeutungssystemen
Eine systemische Perspektive auf die Arbeit mit bi-kulturellen Paaren


Paare aus unterschiedlichen Ländern machen etwa ein Drittel aller Heiraten in den größeren Städten Deutschlands aus (vgl. IAF Jahresbericht). Zusätzlich gibt es ein steigende Zahl von in Deutschlandlebenden und arbeitenden Paaren, die Migrantenaus anderen Ländern sind. Sie stammen einerseits aus anderen EU Ländern, oder sie haben Green Cards oder eine Arbeitserlaubnis. Die meisten Therapeutenhaben mit einer zunehmenden Nachfrage nach Beratung und Therapie von kulturell verschiedenen Klienten zu tun.


Diese Paare teilen eine Anzahl von spezifischen Problemen, die aus der Migrationserfahrung stammt. Um erfolgreich als ein Paartherapeut arbeiten zu können, muss dieser sich über seine eigenenkulturell bedingten Wertvorstellungen im Klaren sein, er sollte die Kultur des Klienten kennen und sich kulturspezifische Kenntnisse aneignen. Dieser Workshop bietet einmal eine Einführung in dieArbeit mit Migranten und bi-kulturellen Paaren und zum anderen Praxis-orientierte Übungen.

 

 

W3.13

Thomas Reyer, Jan Bleckwedel

Geplant ungeplant – Improvisation in der Systemischen Therapie und Beratung

 

Wie viele Treffen in Beratung oder Therapie verlaufen wie geplant? — Ach so! Wenn ohnehin das meiste anders kommt, welche Rolle spielt dann die eigene Vorbereitung auf die Arbeit? Und wie könnenwir ganz Unvorhergesehenes spontan aufgreifen und nutzen? Die Kunst der Improvisation erfordert, dass wir für Ungewissheit offen sind und den Mut haben, der eigenen und auch fremden Intuition zufolgen.


Improvisationsfähigkeit als zentrale Fähigkeit für Therapie und Beratung kann trainiert werden. Im Workshop bieten wir dazu aktivierende Übungen aus Improvisationstheater und Kreativitätstraining an:Aufmerksamkeit für innere und äußere Eindrücke, Vertrauen in die eigene Intuition, schnelle und entschlossene Umsetzung in kreative Interaktion. Zur theoretischen Reflexion und Rahmung werden dieKonzepte interaktive Präsenz und kreative Kooperation vorgestellt.

 

 

W3.14

Almuth Roth-Bilz, Lis Weber

Holes in Roles, „Löcher im Rollengefüge der Familie”


Nicht nur eigene Defizite und Verletzungen hinterlassen in unserer Seele schmerzliche Spuren, sondern – durch Erzählungen übermittelt - auch das, was Eltern, Großeltern und Geschwistern gefehlt hat.Solche „Löcher“ werden vom Patienten auf einer unbewussten Ebene „gefüllt“, man wird zum „Partner der Mutter“, zum „Retter der Welt“. Der Preis ist, dass der Zugang zum eigenen Erleben und das Spüreneigener Bedürfnisse verloren gehen. Mit einer genial einfachen Technik wird der Klient aus all diesen von ihm übernommenen Rollen „entlassen“, was zu einer tiefen Entlastung und Hinwendung zumeigenen Erleben führt. Nach einer theoretischen Einführung in die Methode wird diese in Rollenspielen eingeübt.

 

 

W3.15

Cornelia Tsirigotis

Zwischen Ressourcen und doppelter Belastung – Familien mit Migrationshintergrund und Kindern mit Behinderung stärken


Die Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund zeigt sich oft als besondere Herausforderung für professionelle psychosoziale HelferInnen. Im Workshop soll Raum sein, den Blick auf die Ressourcenzu richten, die Familien in der Migration erwerben. Die Perspektive richtet sich auch auf die Ressourcen und interkulturellen Erfahrungen der TeilnehmerInnen. Wir wollen uns auf kreative Weise damitbeschäftigen, welche Kompetenzen und (systemischen) Arbeitsweisen in diesem Arbeitsfeld nützlich sind, um Familien zu stärken, ihren eigenen Weg mit der Behinderung ihres Kindes zu finden.

 

 

W3.16

Gabi Wiegel, Rainer Orban

Interkulturelle Zusammenarbeit mit Eltern in der Kindertagesstätte


Systemisch-lösungsorientierte Arbeit ist für uns ein zutiefst ganzheitlicher Ansatz und in einem solchen Sinne vorzugehen ist im Kindergarten daher beinahe zwangsläufig. Inter-kulturelle Arbeit imKindergarten ist auf vielen Ebenen die Auseinandersetzung mit Kulturen, sie lädt ein die je eigene Kultur zu betrachten, sich ihr zu vergewissern, sie in Frage zu stellen und auch im Kontakt mitanderen Kulturen einen ganzheitlichen Blick einzunehmen und neugierig und fragend vorzugehen. Wir laden in diesem Workshop dazu ein, die Kindertagesstätte als den Bereich des öffentlichen Lebens zubetrachten, wo Fachkräfte so leichten und häufigen Zugang zu Eltern haben wie sonst nirgendwo. Auf der Basis langjähriger Erfahrung (u.a. in einer niedersächsischen Konsultationskindertagesstätte)werden in dem WS zahlreiche Wege aufgezeigt, gelingende Zugänge zu finden.


Ziele/Lernziele:

  1. Die Kraft einer systemischen-lösungsorientierten Zusammen-arbeit mit Eltern erkennen und die Teilnehmer des WS dafür zu begeistern, sie auch für die Gestaltung interkulturellen Wachstums zunutzen.
  2. Konkrete Anregungen für die engagierte Zusammenarbeit mit Kinder, Eltern und Familien und gemeinsame Entwicklung weiterer Ideen

 

 

W3.17

Maria Zepter

Interkulturelles systemisches Arbeiten mit Muslimen orientalischer Herkunft – Welche Ressourcen bietet
die islamische Kultur und Religion dafür?


Im Rahmen des Workshops wird die Therapeutin von ihrer Arbeit mit muslimischen Klienten und der kreativen Anpassung systemischer Arbeit an den jeweiligen kulturellen bzw. religiösen Hintergrund desKlientels (der „Beratungsgäste“) berichten. Für den Beziehungsaufbau im interkulturellen Kontakt und die Förderung der Bedürfnisse des einzelnen wie auch der im Orient stark betonten Einheit desFamiliensystems nutzt sie die der islamischen Kultur und Religion innewohnenden Ressourcen und zeigt dies anhand praktischer Beispiele auf. Der Islam - vor allem in seiner sufischen Dimension - weisteine tiefgreifende Seelenlehre auf, die in der interkulturellen und systemischen Beratung und Therapie genutzt werden kann. Denn in jedem Menschen gibt es eine Sehnsucht nach Ganz-Werden,Heil-Werden. Um dieses Ziel des „vollkommenen Menschsein“ zu erreichen, ist es wichtig, sich von systemischer Lasten zu befreien, gute Bewältigungsstrategien für Probleme und innere Bindungen anseine Nächsten zu haben wie auch der Seele Raum zu geben. Dies gilt für alle Menschen und über alle Kulturen hinweg.

 

 

W3.18 ***zusätzlicher Workshop***

Michaela Herchenhan

Systemische Praxis kreativ:  Das Hütchenmodell - Dialog mit Kindern und Eltern im Trennungs- und Scheidungskontext 


Die „Hütchenmethode“ ermöglicht Eltern, Kindern und TherapeutInnen in Zeiten der Trennung und Scheidung eine strukturierte und deeskalierende Zusammenarbeit. Das Modell wurde von Virginia Satir(Teil ihres Scheidungsrituals) entwickelt und von mir in vielen Praxisjahren weiterentwickelt. Diese dialogische Arbeit mit dem Familiensystem kann leidvolle verfestigte Sichtweisen und Dynamikenerfolgreich verändern.

 

 

W3.19***zusätzlicher Workshop, Wiederholung von Donnerstag***

Barbara Fischer-Bartelmann

Geschichten machen Gefühle - das Konzept der "Löcher im Rollengefüge" in der Pesso-Therapie

 

Abstract siehe Workshop W1.05