Abstractübersicht
Donnerstag, 04.10.2012 / 14:30 - 16:30 Uhr
F1.01
Jan Bleckwedel, Andrea Goll-Kopka
Der sanfte Kulturschock: Kreative Methoden in der Systemischen Therapie
Non-verbale Methoden – szenisches Handeln, Malen, Gestalten, Tanzen, Körperausdruck oder Musizieren – eignen sich besonders gut, um Beziehungsgeschehen multimodal und mehrdimensional abzubilden.Problemmuster werden zugänglich und Lösungsräume gestaltbar. Kreativ werden systemische Therapeuten dann, wenn sie diese Methoden sinnvoll in die üblichen Abläufe einfügen und mit der verbalenMethodik angemessen verbinden – passend zu den Klienten, Anliegen, Arbeitsfeldern und Kulturen. Das Forum bietet ExpertInnen und TeilnehmerInnen die Gelegenheit, sich hierüber auszutauschen.
Das Forum beginnt mit einem ExpertInnen-Input zu den Fragen:
- Übergänge: Wie komme ich vom Sprechen in die Aktion und wieder zurück?
- Wie kann kreative Interaktion mit schöpferischer Ideenbildung verbunden werden?
- Wann setzt man welche Methoden ein, wann eher nicht?
- Integration anderer Verfahren/Methoden: was ist dabei (noch) systemisch?
Moderation und Raumgestaltung des Forums werden das Thema abbilden. Fragen, Anregungen und Kommentare von den Teilnehmern werden aufgegriffen. Der Austausch zwischen den ExpertInnen und zwischenden TeilnehmerInnen und den ExpertInnen wird experimentell gestaltet.
F1.02
Moderation Andreas Gantner, Harald Stickel
DGSF-Fachgruppe "Sucht"
Dialog der Kulturen „Suchthilfe“ und „Systemische Therapie“: Wie können zwei effektive Systeme zusammenkommen?
MDFT als Praxisbeispiel einer effektiven Integration störungsspezifischer und ressourcenorientierter systemischer Intervention für Jugendliche mit Suchtproblemen.
Die Multidimensionale Familientherapie (MDFT) gilt international als das am besten empirisch beforschte Therapieprogramm für Jugendliche mit Substanzstörungen. Wesentlicher Bestandteil von MDFTist das systematische und gleichzeitige therapeutische Arbeiten in den vier Subsystemen „Jugendlicher“, „Eltern“, „Familie“
und „außerfamiliärer sozialer Kontext“. MDFT basiert auf dem strukturell-strategischen systemischen Therapieansatz, orientiert sich am entwicklungspsychopathologischen Modell und bezieht mit einersozial-ökologischen Perspektive systematisch das relevante außerfamiliäre Umfeld mit ein. Im workshop der Fachgruppe Sucht werden mit einem Input im ersten Teil die Grundzüge und dieInterventionsbestandteile der MDFT vorgestellt. Ergänzend werden
die wesentlichen Erfahrungen aus dem Pforzheimer Projekt „Aufsuchende Familientherapie für riskant konsumierende Jugendliche und deren Familien“ zusammengefasst. Im zweiten Teil wollen wir mit denTeilnehmerInnen den Dialog zwischen der eher defizit/störungsspezifisch-orientierten Suchtarbeit und der gängigen systemischen Praxis in Gang bringen. Wie bekommen wir mehr systemisches Handeln indie Sucht und wie mehr suchtspezifisches Wissen in die systemische Wissen in die systemische Praxis?
F1.03
Moderation: Alexander Korittko
Podium: Félicia Heidenreich-Dutray, Peter Schröder, N.N.
DGSF-Fachgruppe "Trauma und System"
Trauma und Migration
Nach einer kurzen Einführung in den Bereich der so genannten sequentiellen Traumatisierung durch Krieg, Flucht und Migration werden die Podiumsteilnehmer über ihre vielfältigen Erfahrungen zu diesemThema berichten. Besonders soll im Gespräch untereinander und mit den TeilnehmerInnen dieses Forums der Frage nachgegangen werden, auf welche Weise traumatisierten MigrantInnen im Gastland durchBeratung und Therapie geholfen werden kann, mit ihren intrusiven Bildern und Erinnerungen umzugehen, während sie gleichzeitig befürchten müssen, keinen dauerhaft sicheren Aufenthaltsstatus zuerlangen und in ihr Heimatland zurückkehren zu müssen – in den nächsten Wochen oder nach Beendigung der Therapie. Mit welchen Interventionen können wir Menschen helfen, mit den Symptomen einerPosttraumatischen Belastungsstörung umzugehen, wenn es noch kein „post“ gibt? Dieses Forum richtet sich an alle Interessierte und an die Mitglieder der DGSF-Fachgruppe „Trauma und System“.
F1.04
Moderation: Marc Schmid, Bruno Rhiner
Systemische Ansätze für vernachlässigte und misshandelte Kinder und Jugendliche – Hilfen inner- und ausserhalb ihrer Familien
Ziel des Forums ist es, unterschiedliche Ansätze für misshandelte und vernachlässigte Kinder an der Nahtstelle zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugendhilfe aufzuzeigen. Des Weiteren sollenanhand eines transnationalen Forschungsansatzes systemische Praxis und aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt werden.
Dies soll mit vier kurzen Impulsvorträgen realisiert werden. Die Vorträge bereiten eine Diskussion vor, in der es um die Ausgestaltung von geeigneten Hilfen und die Kooperation mit demHerkunftssystem bei fremdplatzierten Kindern mit massiven Vernachlässigungs- und Misshandlungserfahrungen gehen soll.
- Ute Fürstenau/Bruno Rhiner (Weinfelden): Einführung in die Multisystemische Therapie für vernachlässigte und misshandelte Kinder MST-CAN.
- Bruno Rhiner (Weinfelden)/Tania Pérez (Basel): Praktische Erfahrungen mit der Implementierung von MST-CAN im Kanton Thurgau und erste Forschungsergebnisse.
- Tania Pérez/Martin Schröder/Marc Schmid (Basel): Bindung bei Pflegekindern – die Bedeutung der Kooperation mit dem Ursprungssystem ( eine epidemiologische Studie mit über 300 Pflegekindern).
- Marc Schmid/Martin Schröder/Nils Jenkel (Basel): Lösungsorientierte Hilfeplanung bei fremdplatzierten Kindern in der Heimerziehung mit Equals.ch (ein PC-gestütztes Zielerreichungsinstrument fürdie Jugendhilfe, welches Lösungsorientierung in Zielvereinbarungsgesprächen in komplexen systemischen Zusammenhängen (JH-Schule, JH-Eltern) umsetzt und bereits in über 20 Jugendhilfeeinrichtungenerfolgreich eingesetzt wird ).
F1.05
Joachim Wenzel, Mathias Klasen, Christine Huth-Hildebrandt
DGSF-Fachgruppe "Systemische Onlineberatung"
Beratungsdialoge im Internet
Die Entwicklung der digitalen Infrastruktur der letzten Jahre hat zu einem deutlichen Zuwachs der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie geführt und den Beratungsalltag nachhaltigverändert. Immer mehr Menschen greifen auf das Internet zurück, um professionelle Hilfe zu erfahren bzw. um Selbsthilfeforen zu nutzen. Vorteile der digitalen Medien ergeben sich für dieHilfesuchenden durch die Überbrückung vorhandener Versorgungslücken, in der zeitlichen Entlastung sowie im Abbau psychologischer Hemmschwellen, etwa bei schambesetzten Themen. NiedrigschwelligeBeratungsdialoge im Internet können eine wichtige Brückenfunktion darstellen, wie die Praxis zeigt. Immer häufiger werden Beratungen über das Internet begonnen und nach geraumer Zeit im face-to-faceKontakt fortgeführt. Darüber hinaus kommt es mittlerweile regelmäßig vor, dass nach oder auch parallel zu einer Beratung vor Ort mailbasierte Dialoge geführt werden. Die aktuellen Entwicklungenwerden in drei Vorträgen beleuchtet.
Vortrag 1: Systemische Onlineberatung (Mathias Klasen)
Vortrag 2: Blended Counseling (Christine Huth-Hildebrandt)
Vortrag 3: Medienvernetzte Beratung (Joachim Wenzel)
W1.01
Maria Bosch, Katharina Beyer-Herth
Systemische Mediation –
Systemisches Arbeiten mit mediativen Elementen
Mediation ist ein Vermittlungsverfahren zur fairen Konfliktbearbeitung und einvernehmlichen Lösungsfindung. Sie bietet zudem die Chance einer konstruktiven Zukunftsgestaltung. Sowohl inWirtschaftsunternehmen als auch in interkulturellen, politischen Konfliktsituationen sowie in familiären und anderen sozialen Kontexten wird das Mediationsverfahren zunehmend erfolgreichangewandt.
Im Workshop werden Grundkenntnisse über das Mediationsverfahren vermittelt unter Berücksichtigung interkultureller Aspekte und Beziehungsmuster und folgende Fragen erörtert:
- Wie lässt sich systemisches Handwerkszeug in der Mediation unterstützend integrieren?
- Welche Techniken und Elemente der Mediation können systemisches Arbeiten fördern und bereichern?
- Wie finden die Konfliktparteien mit dem/der Mediator/in zu einer gewaltfreien Dialogkultur?
W1.02
Wiltrud Brächter
Kindern eine Stimme geben –
Sandspiel als Brücke in die Familientherapie
Sandspieltherapie gibt Kindern die Chance, ihnen wichtige Themen szenisch zu gestalten; dabei gehen auch sprachlich nicht kommunizierbare Bereiche des Problemerlebens in die Sandbilder ein. ImWorkshop zeige ich, wie sich solche Problembilder in Bewegung bringen lassen: Sandbilder werden zur Momentaufnahme in einer Geschichte, die sich in die Zukunft öffnet. Parallel zur Arbeit im Sandgelingt es vielen Kindern, in ihrer Entwicklung wieder voran zu kommen. In anderen Fällen reicht der Raum der Kindertherapie nicht aus. Sandspiel ermöglicht es hier in besonderer Weise, der Sicht vonKindern in der Familientherapie Raum zu geben. Über Sandbilder werden ihre Anliegen in die Therapie eingeführt; Eltern erhalten Anregung zur Reflektion und können sich auf neue Art auf ihr Kindbeziehen. Sandspiel hilft dabei, zirkuläre Muster zu erkennen, Probleme zu externalisieren und Metaphern zu erfinden, mit denen Lösungsideen im Alltag verankert werden können.
W1.03
Jörg Breiholz, Barbara Welle
Familientherapie im Gefängnis
Die Therapeuten von Cocon e. V. arbeiten seit 2000 Co-therapeutisch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg, seit 2007 arbeiten sie im Verein. Mit ihrem deutschlandweit einmaligen Ansatz in derArbeit mit Gefangenen und ihren Familien wird mit der systemischen Paar- und Familientherapie die Integration von straffällig gewordenen Menschen und deren Angehörigen gefördert und unterstützt.Somit findet ein wichtiger Beitrag zum Opferschutz statt und es kann eine mögliche „Übernahme der Straftat“ in nachfolgende Generationen verhindert werden. Bereits während der Inhaftierung wirddieses freiwillige Angebot genutzt und über den Freigang zur Entlassung / Bewährungszeit hinaus in Anspruch genommen. Im Workshop wird die spezifisch ausgearbeitete Familientherapie imaußergewöhnlichen System „Gefängnis“ mit dem damit verbundenen Netzwerken (Staatsanwaltschaft, Gerichte, Anwälte, Regierungspräsidium etc.) aufgezeigt. Anhand eines Fallbeispiels werden dieinterkulturellen Zusammenhänge (Vater aus Nigeria) dargestellt.
W1.04
Luc Ciompi
Die Wirkung von Emotionen auf Denken und Verhalten - therapeutische Konsequenzen
In diesem Workshop sollen die im Vortrag zum Thema „Gefühle machen Geschichte“ entwickelten Thesen weiter vertieft, diskutiert und anhand von Beispielen aus der Praxis auf ihre therapeutischenKonsequenzen untersucht werden.
W1.05
Barbara Fischer-Bartelmann
Geschichten machen Gefühle - das Konzept der „Löcher im Rollengefüge” in der Pesso-Therapie
Kulturen tradieren sich nicht zuletzt durch Geschichten. In Familien wie in Völkern oder Religionen gibt es Begebenheiten, die immer wieder erzählt werden. Über die Weitergabe von Werten, Vorbildern,Identität hinaus hat dies tiefgreifende unbewusste Wirkungen, besonders wenn die Ereignisse dem instinktiven Gerechtigkeitsempfinden widersprechen. Mit dem Modell der „Holes in Roles” stellt diePesso-Therapie dar, welche Folgen dies für die psychische Struktur der Hörer hat. Unbewusste Impulse der Wiedergutmachung verändern tiefgreifend die Energieverteilung im Körper, die Balance zwischenGeben und Nehmen und die Fähigkeit, glücklich zu sein. Sie tragen so z.B. zu depressiven und Angst-Störungen sowie zu Burnout bei. In der Pesso-Therapie können emotional korrigierende Erfahrungenauch für Ereignisse konstruiert werden, die Generationen zurück liegen. Durch den Einbezug von szenischer Inszenierung und Körpersprache ist die Wirkung dieser heilenden Bilder unmittelbar zubeobachten.
W1.06
Reinert Hanswille
Approbation in Systemischer Therapie - Psychotherapieausbildung im Wandel?
Durch die Anerkennung der Systemischen Therapie als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren kann seit 2008 auch eine Approbation im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie erlangt werden. Seitdem hatsich die Ausbildungslandschaft verändert.
Der Workshop will einen Einblick in die Bedingungen einer Ausbildung geben und über die Bedeutung der Approbation informieren. Außerdem soll die aktuelle Diskussion zur Reform desPsychotherapeutengesetzes auf die Ausbildung vorgestellt und diskutiert werden. Die geplanten Veränderungen werden große Auswirkungen auf die Zulassung und Durchführung der Psychotherapieausbildunghaben und die Versorgungslandschaft langfristig beeinflussen. Diese Veränderungen werden auch für Systemische Therapeutinnen und Familientherapeuten ohne Approbation zu spüren sein.
W1.07
Thomas Hegemann, Christina Achner
Ich schaff’s - Anwendung des lösungsfokussierten Programms für die Arbeit in Gruppen mit Schülern, Eltern, Fachleuten
Das bekannte lösungsfokussierte Programm ich schaff’s eignet sich bestens für die Arbeit in Gruppen.
In diesem Workshop werden bewährte Modelle vorgestellt, wie der lösungsfokussierte Ansatz in Gruppen mit Kindern und Jugendlichen, in Schulen, Horten und Jugendeinrichtungen, mit Eltern undFachleuten ein gemeinsames Lernen und Kooperation fördern kann. Inputs zu bewährten Modellen wechseln sich ab mit Übungen
und Diskussionen über einfach umzusetzende Implementierungen in den eigenen Arbeitsalltag.
W1.08
Martin Koschorke
Die Faszination des Fremden - Kulturell gemischte Paare in Beratung und Therapie
Beim ersten Kennen Lernen faszinieren kulturelle Unterschiede. Im Beziehungsalltag zahlen die Partner kulturell gemischter Paare jedoch häufig kräftig Vergnügungssteuer für ihre Partnerwahl:
Sie kommen aus den Landschaften gegensätzlicher Selbstverständlichkeiten (im Blick auf Zeitvorstellungen, Geschlechtsrollen, Eigenständigkeit, verbindliche Absprachen, Familiengrenzen,Kindererziehung usw.) Da vermittelt die unbewusste Landkarte der eigenen Herkunft nicht oder nur beschränkt Orientierung.
Wie können kulturell gemischte Paare Kompromisse finden, ohne ihre Identität aufzugeben? Welche Kulturmischungen haben welche Chance zusammenzubleiben? Wie lassen sich total gegensätzlicheVorstellungen von Beratung und Therapie nutzen? Beispiele aus der Praxis sollen zeigen, wie Paarberatung/therapie anstrengungsfrei verlaufen und sogar Spaß machen kann.
W1.09
Gesa Krämer
Im Dialog mit dem Körper: Der Körper als transkulturelles Bezugs- und Beziehungssystem in Therapie und Coaching
Der Körper ist kein kulturloser Organismus. Je nachdem, ob der Körper getrennt vom Geist oder als Einheit verstanden wird, welche Rolle körperliche Themen spielen und welches Bild man mit dem Körperverbindet, entwickelt sich der Mensch in seinem Tun. Der Körper wird in einigen Therapieformen schon lange und in anderen erst durch die jüngsten neurobiologischen Erkenntnisse als Deutungs- bzw.Diagnoseressource genutzt. Menschen mit Migrationserfahrungen, mit nomadischen Identitäten und in Veränderungsprozessen haben wenig Beständiges außer ihrem eigenen Körper, und manchmal ist noch nichteinmal dieser spürbar. Im transkulturellen therapeutischen Kontext eignen sich daher Methoden aus den verschiedenen körperpsychotherapeutischen Schulen besonders, denn der Körper reist überall mitund ist jederzeit „nutzbar“. Die haltende oder Halt gebende Berührung, Containment oder Grounding-Erfahrungen, eine Struktur lösen oder gestalten helfen oder Verbindung und Abgrenzung erfahren sindnur einige Beispiele, wie wir Therapeuten unsere Klienten unterstützen können. In diesem Workshop möchte ich einige der Übungen mit Ihnen gemeinsam ausprobieren und den Nutzen in Ihren Kontextendiskutieren.
W1.10
Ludger Kühling
Angenommen, Sokrates, Goethe oder Schopenhauer könnten helfen – Wie Aphorismen die Arbeit bereichern
Sprüche lassen sich auf vielfältige und kreative Weise in den Kontexten Sozialarbeit, Therapie und Supervision einsetzen. Mit Aphorismen können in schwierigen Lebenssituationen alternative Sicht- undHandlungsweisen entwickelt werden. Die Anlässe, mit Sprüchen zu arbeiten, können sein:
- ein Kunde ist gegenüber schnellen Lösungsideen skeptisch,
- ein Kunde schildert eine Situation als ausweglos,
- eine SozialarbeiterIn sieht wenige Handlungsoptionen in der Begleitung eines Klienten,
- eine Familientherapeutin möchte etwas Neues ausprobieren,
- eine Supervisorin möchte in der Supervision ein wenig
philosophieren. Im Workshop werden verschiedene Varianten, Aphorismen im Kontext der Beratung, Therapie und Supervision vorgestellt und diskutiert. Der Workshop bietet Raum, mit den Varianten„Sprücheberatung“ und „Spruchentwicklung“ zu experimentieren.
W1.11
Jochen Leucht, Stephan Marks
Scham, Schande, Ehre, Würde im interkulturellen Kontext Aspekte einer kultursensiblen Therapie- und Beratungspraxis
Scham ist eine der schmerzhaftesten Emotionen, die in unserer Gesellschaft häufig übersehen wird. Scham gehört zum Mensch-Sein; sie ist jedoch unterschiedlich ausgeprägt je nach kultureller Prägung:wofür Menschen sich jeweils schämen und wie sie damit umgehen.
Diese Unterschiede können in jeder Arbeit mit Menschen akut werden und, solange unerkannt, die Beratung bzw. Therapie blockieren. Zum Beispiel wenn TherapeutInnen und BeraterInnen die Scham ihrerKlientInnen nicht verstehen oder diese unbewusst durch Interventionen noch verstärken (und damit KlientInnen in die Abwehr drängen), etwa aus Unwissenheit über die kulturspezifische Bedeutung vonScham oder um eigene Schamgefühle (z.B. über eigene Unsicherheiten bezüglich des kulturellen Hintergrunds der Klienten) abzuwehren.
Im Mittelpunkt des Workshops steht der therapeutische / beraterische Umgang mit (häufig nicht bewussten) Schamgefühlen in Zeiten der scheinbaren Schamlosigkeit. Neben Wissensvermittlung wirdUnterstützung bei der Klärung eigener Schambetroffenheit angeboten, um letztlich Hinweise zum Umgang mit Scham unserer KlientInnen aus verschiedenen Kulturkreisen zu gewinnen.
W1.12
Tom Levold
Supervisionskulturen
„System“ und „Kultur“ sind zwei Begriffe, die ganz unterschiedliche Bedeutungshorizonte und Begriffswelten für sich in Anspruch nehmen und sich daher von vorneherein in einem gewissenSpannungsverhältnis befinden. Supervision in Organisationen lässt sich ebenso systemtheoretisch als Beobachtung von Kommunikationssystemen beschreiben wie als Reflexion einer spezifischenorganisationskulturellen Praxis. Der Workshop soll dazu einladen, gemeinsam anhand von Fallbeispielen systemische Supervision als die Erkundung fremder Kulturen zu beobachten und ethnologischePerspektiven für die Praxis von Supervision in Organisationen nutzbar zu machen.
W1.13
Christiane Lier, Holger Lier
Kulturelle Unterschiede: Die Kultur der Anderen in den Blick nehmen. Prozessorientierte Aufstellungen als Methode nutzen.
Der Workshop gibt einen Einblick, wie kulturelle Widersprüche und Unterschiede der Herkunftsfamilien erfahrbar gemacht werden können. Widersprüche zeigen sich u.a. in religiösen, politischen,sprachlichen, traditionellen und /oder in finanziellen Bereichen.
Es wird gezeigt, wie KlientInnen in dieser Situation mit Unterstützung der Aufstellungsmethode, Ressourcen (wie z.B. Selbstachtung, Würde, Wertschätzung, ...) finden und nutzen können.
Es ist erwünscht eigene Erfahrungen bzw. Fälle mitzubringen.
W1.14
Heinz-Georg Löffler, Sabine Funck-Giesder
DGSF-Fachgruppe "Systemische Kinder- und Jugendpsychiatrie"
Übergreifende Zusammenarbeit zwischen einzelnen Berufs- und Angebotsfeldern in der Jugend- und Familienhilfe und der Kinder- undJugendpsychiatrie
In Rahmen einer lebhaften Diskussion bei der Jahrestagung in Bremen entstand die Idee, einen Workshop zum Thema „Übergreifende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Berufs- und Angebotsfeldern“ zugestalten.
Der ASK hat sich mit diesem Thema inzwischen beschäftigt und bietet dazu diesen WS an. Inhaltlich werden zunächst kurz bereits realisierte Projekte sowie die eigene Praxis der übergreifendenZusammenarbeit mit Kooperationspartner einer KJPP- Tagesklinik & Ambulanz sowie einer Befragung unserer Kooperationspartner vorgestellt. Daran schließen sich weitere Gedanken, Ideen undSchlussfolgerungen an, die wir mit verschieden Übungen für eine verbesserte Zusammenarbeit kombinieren. Zum Abschluss soll ein reger Austausch mit anderen Einrichtungen und Teilnehmer des WS breitenRaum einnehmen.
Hierbei handelt es sich keineswegs um ein abgeschlossenes Ergebnis oder abgeschlossenes Curriculum. Der WS soll eher als Start für weitere sektorenübergreifende Zusammenarbeiten und deren Etablierungdienen.
W1.15
Birgit Maschke, Corinna Maschke
Kulturelle Kompetenz in der systemischen Kinderschutzarbeit?
Die Herausforderungen in der Arbeit mit Familien, in denen Gewalt ausgeübt wird, sind vielfältig. Wenn gesagt wird, dass es eine besondere Herausforderung ist, wenn Muslime diese Gewalt ausüben, dannist das zu diskutieren. Gewalt in Familien ist ein Thema, dass viele Herausforderungen birgt. Aber ist es etwas anderes, wenn sie von Muslimen ausgeführt wird? Muss man als Person, die imKinderschutz arbeitet besondere Kenntnisse über den Islam haben? Als Migrant/in ist man in der hiesigen Gesellschaft vielen Hürden ausgesetzt und dies nicht zuletzt aufgrund von Vorurteilen undStigmatisierungen. Was für eine Auswirkung hat das auf unsere Arbeit mit Familien im Kinderschutz? Braucht es dann hierfür eine besondere kulturelle Kompetenz und welche genau - oder ist gerade dasauch schon wieder ein Vorurteil?
Wir wollen gemeinsam mit Ihnen kursierenden Vorurteilen in der Schnittmenge Migration + Kinderschutzarbeit auf den Grund gehen.
W1.16
Tilman Moser
Rollenspiel, Psychoanalyse und Familientherapie – Möglichkeiten der Integration
Rollenspiel, Psychoanalyse und Familientherapie scheinen zunächst völlig getrennte Disziplinen. Für manche Patienten kann es aber wichtig sein, diese Methoden zu integrieren. Die einfachste Variantewährend einer klassischen Psychoanalyse ist es, beim Auftauchen einer wichtigen aktuellen Person oder eines Introjekts den Patienten direkt und noch im Liegen zu der Person sprechen zu lassen. Mankann die Patienten aber auch sich aufsetzen lassen und wie in der Gestalttherapie mit dem leeren Stuhl sprechen lassen, möglichst auch mit Rollenwechsel. Ebenso ist denkbar, bei einer auftauchendenFamilienübertragung die Familie mit Stühlen oder Symbolen aufzustellen. Der Wechsel im Setting muss vorgeschlagen und erklärt werden. Mit der Kombination dieser Verfahren wurden bereits guteErfahrungen gemacht. Ziel des Seminars kann es sein, eine Theorie zu dieser Methodenintegration zu vermitteln und sie an Praxisbeispielen zu diskutieren.
W1.17
Annalisa Neumeyer
Zaubern berührt - auch wenn Worte nicht verstanden werden. Therapeutisches Zaubern® in der interkulturellen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen undFamilien
Zu zaubern oder verzaubert zu werden bedeutet einzutauchen in eine andere Welt, durch Zaubern wird scheinbar Unmögliches möglich. Therapeutisch eingesetzt ist Zaubern deshalb ein faszinierendesMedium, um mit Kindern und Erwachsenen in Kontakt zu kommen und zauberleicht Lösungsprozesse anzuregen. TeilnehmerInnen dieses Workshops erfahren, wie therapeutisches Zaubern® in ganzunterschiedlichen Arbeitsfeldern hilft. Sie erlernen wirkungsvolle Zauberkunststücke mit lösungsorientierten Metaphern und Geschichten. Last not least erleben sie gemeinsam eine zauberhafteGruppentrance zum Thema „Die richtige Mischung zwischen Arbeit und Genuss“
W1.18
Rainer Orban, Anke Lingnau-Carduck
DGSF-Fachgruppe "Systemische Kinder- und Jugendhilfe"
Dialog der Kulturen: Gelingende Kommunikation zwischen wirtschaftlichen und pädagogisch-psychologischen Kulturen
Die Lage der Kommunen, zuständig für die Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe, ist an vielen Stellen desaströs. Präventive Maßnahmen, die unbestritten und unbestreitbar volkswirtschaftlichsinnvoll, weil lohnend sind, können nicht angeschoben werden, weil die finanziellen Mittel fehlen oder nicht bewilligt werden. Zugleich steigen die durch Gesetze gebotenen Kontrollaufträge ständig.Insgesamt erzeugt dies in vielen Regionen und Diensten gerade dort, wo inhaltlich notwendig und wirtschaftlich zwingend vertrauensvoll kooperiert werden sollte, ein Klima des Misstrauens und derÜberlastung. Eine Mischung aus Achtsamkeit, Vertrauen, Kooperation, Gelingen, Kreativität und Inspiration ist der Brennstoff von Praktikern in der Kinder- und Jugendhilfe. Doch wo sind dieTankstellen?
In diesem Workshop soll unter aktiver Beteiligung der Teilnehmer folgenden Fragen nachgegangen werden: Wie gehen wir als Systemiker mit diesen Bedingungen unter pragmatischen Gesichtspunkten um? Wienutzen wir unsere Kompetenzen für uns selber? Wo kann uns unser Wissen über Kooperation auf der einen und Achtsamkeit auf der anderen Seite dabei hilfreich sein?
W1.19
Thomas Pletsch, Ulrike Behme-Matthiessen
Unter der Lupe: Multifamiliencoaching in der Schule spezial
Das Ziel der Arbeit mit Familiengruppen im Schulunterricht ist ein erfolgreicher Schulbesuch der Kinder. Mit FiSch – Familie in Schule - unterstützen wir dieses Ziel seit einigen Jahren. Nehmen wirFiSch unter die Lupe, sehen wir, dass das Rad nicht neu erfunden werden muss, um hilfreiche Möglichkeiten zusammen wirken zu lassen: positive Grundhaltung, Wertschätzung, Zielorientierung undRollenklarheit. Der Schulerfolgszirkel fasst dies zusammen und skizziert, wie Multifamiliencoaching im Unterricht funktioniert.
In diesem Workshop stellen wir neben der Kombination unterschiedlicher Modelle und Denkansätze aus dem systemischen Arbeiten und der Transaktionsanalyse Praxisübungen zur Selbstreflexion desMultifamiliencoaches vor, ergänzt durch Evaluationsergebnisse zu Fisch-Familie in Schule. Literatur: „Handbuch Familienklasse - Multifamiliencoaching im Unterricht“ (erscheint im Frühjahr 2012 imShaker-Verlag)
W1.20
Günter Schiepek, Rainer Schwing
DGSF-Fachgruppe "Neurobiologie und systemische Praxis"
Neurobiologie und systemische Praxis
VERSCHOBEN AUF W2.19
Günter Schiepek
DGSF-Fachgruppe "Neurobiologie und systemische Praxis"
Praxis im Wandel: Wie Informations- und Neurotechnologien unser Verständnis von Therapie verändern
Auch hier begegnen sich zwei Kulturen, die mitunter fremdeln oder nicht so recht wissen, was sie miteinander anfangen sollen. Und doch bietet die neurowissenschaftliche Forschung faszinierendeAnsatzpunkte für ein vertieftes Verständnis von psychischen und sozialen Veränderungsprozessen. Sowohl das Gehirn wie auch soziale Systeme funktionieren als komplexe, selbstorganisierende Systeme.Die Anregung von Selbstorganisationsprozessen ist daher ein entscheidendes Wirkprinzip, wenn wir in Therapie und Beratung Veränderungen anregen wollen. Faszinierende neue Entwicklungen übertragendiese Prinzipien auch auf neurologische und somatische Prozesse, sodass sich „systemische Therapie“ ganz neue Bedeutungsfelder erschließen wird. Im Workshop sollen einige dieser Entwicklungenaufgezeigt und diskutiert werden. Ebenso wird die Übertragung in die systemische Praxis in sozialer und pädagogischer Arbeit dargestellt und an Beispielen erläutert. Der Workshop soll auch Lust aufdie gleichnamige Fachgruppe machen: sie will Experten aus beiden Bereichen zusammenführen, um an der Nahtstelle Neurobiologie / Systemische Praxis zu basteln: Konzepte auszutauschen, neueEntwicklungen zu verfolgen, voneinander zu lernen und den Praxistransfer voranzutreiben.
W1.21
Moderation Julia Strecker, Andreas Brennecke
DGSF-Fachgruppe "Systemische Beratung in seelsorglichen Kontexten / Systemische Seelsorge"
Systemische Seelsorge
Inhalte und Ziele dieses Workshops sind u.a.:
- Austausch zur Vorbereitung und Organisation einer Weiterbildung „Systemische Seelsorge“
- Austausch von Erfahrungen zum Thema „Systemische Beratung in seelsorgerischen Kontexten“
- Informationen und Austausch zu „Achtsamkeitspraxis und Umgang mit Stress in der systemischen Seelsorge“
- Versys macht sich bekannt und sucht neue Mitglieder und MitstreiterInnen
W1.22
Jan Weinhold
Rituale u. Kultur
Geburtstage, Teambesprechungen, Gottesdienste, Kaffeepausen oder familiäres Sonntagsfrühstück: Rituale stellen einen zentralen Bestandteil von ‘Kultur’ dar, in ihnen zeigt sich das jeweiligeSelbstverständnis sozialer Systeme. Dies gilt für religiös geprägte Kulturen ebenso wie für Organisationskulturen und Familien.
Rituale können als erlebnisintensive Form vorwiegend analoger Kommunikation verstanden werden, durch sie werden kulturelle Bedeutungen anschaulich verkörpert und dargestellt. Entgegen der Auffassung,dass die westliche Kultur „unterritualisiert“ sei, zeigt sich eine Vielfalt von Ritualen in sozialen Systemen, deren Analyse Aufschluss über Glaubenssätze und Werte und deren Affirmation oderVeränderung geben kann. Ebenso stellen Rituale ein wichtiges Phänomen für die für die Arbeit in interkulturellen Kontexten dar.
Im Workshop wird interaktiv erarbeitet, welche Merkmale Rituale aufweisen, welche Rituale sich in den Beratungssystemen der Teilnehmenden finden, wie diese verstanden und möglicherweise verändertwerden können.