Abstractübersicht


Freitag, 05.10.2012 / 17:00 - 19:00 Uhr


F4.01

Brigitta Mahr, Julia Chaitin, Mamoun Kassem

Trialogarbeit des deutschen Vereins „Friendship Across Borders – FAB e.V.“
Zum Wandel der Opfer- und Täterdynamik zwischen Deutschen und Juden als Grundlage für die Friedens-
bemühungen zwischen Israelis und Palästinensern.


Das Forum setzt sich mit den Herausforderungen in der Dreiecksbeziehung zwischen Deutschen, jüdischen Israelis und arabischen Palästinensern auseinander.


FAB-Friendship Across Borders besteht seit 2003. In kleinen Schritten und unter oft schwierigen Bedingungen haben Menschen der 3 genannten Gruppen Grundlagen für echte gegenseitige Versöhnung undVerständigung geschaffen. Die Möglichkeit weiterer Verhärtung und Missverständnisse ist dabei immer gegeben, wenn eine achtsame Grenzziehung zwischen der Opfer- und Täterdynamik vernachlässigwird.


In dieser Trialogarbeit ist daher jeder Einzelne aufgefordert, sich der tief verwurzelten Dynamik zwischen Opfer und Täter zu stellen und sie zu hinterfragen: individuell, familiär, kollektiv,historisch, ideologisch, politisch, emotional und materiell. Durch diese Auseinandersetzung wächst der Einfluss des Einzelnen auf die ganze Gruppe in der Arbeit von FAB-Friendship Across Borders undgleichzeitig auf die Gemeinschaft in dem Land, in der er/sie lebt. Abhängig von der individuellen inneren Entwicklung zur friedlichen Lösung von Konflikten bestimmt somit jeder Teilnehmer, wannVersöhnung und Frieden beginnt und Krieg, Hass und Abwertung enden.

 

 

V4.01

Dietmar Fulde

„Schafft das Internet den neuen Menschen?“
Über die Veränderung der Kommunikation durch das Internet


Mit den neuen Medien und insbesondere mit den sozialen Netzwerken (Facebook) wurden neue Formen der Kommunikation geschaffen, die einen tiefgreifenden Einfluss auf die Beziehungen der Teilnehmer(User) ausüben. Dies betrifft private Sphären ebenso wie den öffentlichen Raum und politische Zusammenhänge.


Der Referent lädt ein zur Diskussion darüber, was eine intensive Nutzung der neuen Medien mit den Usern macht.

 

 

V4.02

Moderation: Nora Treiber-Dengler

Bernd Seeberger

DGSF-Fachgruppe "Systemisches Arbieten mit älteren Menschen"

Alter und Altern – ein kulturelles und biografisches Geschehen


Altern ist ein lebenslanger Veränderungsprozess, der mit der Geburt beginnt. Nach einer Definition von Alter und Altern wird der Referent die Bedeutung der Biografie für den Alterungsverlaufaufzeigen. Bis heute gibt es keine einheitliche Theorie des Alterns. Die Gerontologie favorisiert einige Modelle und Hypothesen des Alterns. Stellvertretend werden einige davon kurz vorgestellt.Derzeit spricht man vom `Konzept des erfolgreichen Alterns´. Nach einer kurzen Einführung in Kulturtheorien soll deutlich gemacht werden, inwieweit kulturelle Abhängigkeit unsere Identität undunseren Lebensverlauf prägt. Kulturtheoretische Aspekte wurden bisher in der Alternsforschung vernachlässigt, obwohl sie doch Ressourcen und Lösungsansätze für schwierige Alterssituationen anbieten.Das gesellschaftliche Bild des Alters verändert sich: Selbsterfahrung, Selbstaktualisierung und Selbstbestätigung sind markante Zeichen für das neue Rollenbild des Alters.

 

 

V4.03

Hendrik Stegner

„Scheidung auf türkisch“


Die Klinik für Familienrehabilitation Kandertal sieht sich zunehmend neuen Fragestellungen und Anforderungen in der Behandlung türkischer Familien gegenüber.


Ein Themenkomplex betrifft das deutlich höhere Maß an Gewalt sowohl unter Ehepartnern als auch den Kindern gegenüber verglichen mit deutschen Familien. Scheidungsraten unter Migranten sind in denletzten Jahren rasant gestiegen. Aus unserer Sicht beginnen viele Probleme aber erst nach einer erfolgten Trennung.
Häufig erleben wir allein erziehende Türkinnen die mit der Erziehung vor allem ihrer Söhne deutlich überfordert sind da sie in der familiären Hierarchie ganz unten stehen. Migrationsgeschichte undScheidung beeinflusst das Leben der Kinder und Jugendlichen nicht zuletzt weil Scheidung ein großes Armutsrisiko darstellt.


Hinzu kommt eine andere Individuation, die eine stärkere Abhängigkeit von der (Groß)Familie zur Folge hat.
Migrationsbedingte und kulturelle Besonderheiten die für den Umgang mit dieser Patientengruppe wichtig sind werden aus der Sicht der Familientherapie thematisiert.

 

 

W4.01

Elisabeth Breit-Schröder

Martin J. Kirschenbaum – ein filmisches Portrait

( abgesagt; bei Interesse Infos über e.breit-schroeder@web.de )


Martin Kirschenbaum, ein amerikanischer Jude, lehrte über 30 Jahre lang in Deutschland, Schweden, Schweiz, Italien und den USA integrative Paar- und Familientherapie. Der interkulturelle Dialog warihm nicht nur ein Anliegen, er lebte ihn. Authentizität, Humor und gelegentlich auch Provokation waren wesentliche Elemente seines Unterrichtens. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit legte er großen Wertauf die Selbsterfahrung der Teilnehmer. Dabei schuf er einen sicheren Rahmen, belastende Aspekte der eigenen Familiengeschichte zu bearbeiten, die mit Verstrickungen der Eltern- bzw.Großelterngeneration in der Zeit des Nationalsozialismus zu tun hatten. Martin Kirschenbaums Fähigkeit, mit diesen Themen zu arbeiten, war beeindruckend und bewegend. Er leistete einen wesentlichenBeitrag zur Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte auf einer persönlichen Ebene.
Im Jahr 2005 musste er wegen gesundheitlicher Probleme im Alter von 77 Jahren seine Lehrtätigkeit in Europa beenden. Das „Münchener Institut für Systemisch-Integrative Therapie, MISIT e.V.“ hat 2011ein filmisches Portrait über diesen unkon-ventionellen und höchst kreativen Lehrtherapeuten erstellt. Darin wird er, rückblickend auf sein Leben, noch einmal sichtbar als wunderbarer Erzähler vonGeschichten und als glaubwürdiger Vertreter der humanistischen Psychologie und des damit verbundenen Wachstumsmodells.

 

 

W4.02

Sunita Balser

Diversität In Aktion: Das Führen von heterogenen Gruppen durch interkulturelle Prozessarbeit.


Das heterogene Feld in Institutionen, in der Schule, oder am Arbeitsplatz ist Realität geworden. Als Führungskraft oder Leitung gilt es über Kommunikation und Kooperation einen Wirklichkeitsraum zugestalten in dem verschiedene Wirklichkeiten sich treffen können und gleichzeitig von einem gemeinsamen Geist erfasst sind. Vielfach gilt es auch neue Entwicklungsprozesse anzustoßen, die Wandelbewirken. Die hierbei entstehenden Spannungen erfordern eine professionelle Haltung mit annehmen, aushalten und balancieren. Von welchen mentalen Modellen und Mythen gilt es sich zu verabschieden, umden Weg für das Neue zu bahnen? Welche Instrumente und Interventionen helfen in diese Prozessarbeit? Welches Rollenverständnis nimmt die Führung oder Leitung in diesem Prozess ein? Wie kann dieDynamik, die entsteht in solchen Gruppen genutzt werden? Welchen Geist kann die Herausforderungen und Chancen von diesem Feld so beeinflussen, das es für die jeweilige Aufgabe der Zukunft gerechtwird?
In diesem Workshop wird durch kurze theoretische Inputs und einer Fülle von kreativen interaktiven Übungen, Antworten auf diese Fragen gesucht und auch gefunden.

 

 

W4.03

Christiane Bauer

Das wäre doch gelacht! Humor als Ressource


Wie steht es mit Ihrem Humor? Wann haben Sie das letzte Mal so richtig herzhaft gelacht? Wie oft lachen Kinder – wie oft Erwachsene am Tag? Wie unterscheiden sich weiblicher und männlicher Humor? Wieist unser Humor entstanden? Wie können wir die eigene fröhliche Grundhaltung intensivieren? Längst kennen wir den Nutzen von Humor auch im professionellen Bereich: in Therapie, Beratung und im(Self-)Coaching. Wie können Ratsuchende unterstützt werden, über sich zu schmunzeln anstatt die Stirn zu runzeln? Wie gelingt es ihnen, ihren Humor als Ressource zu nutzen? Wie können sie angeregtwerden, mit zwei lachenden Augen eine positive Meinung über sich und „die Welt“ zu entwickeln und neu gewonnenen Energien für kreative Lösungswege einzusetzen?


In diesem Workshop erhalten Sie erste Inputs zum Thema Humor und Lachen, über den professionellen Einsatz von humorvoll-provokativen Tools und lernen das Humor-Mapping© kennen.

 

 

W4.04

Annette Bellm

Zweiheimisch mit Bild und Sprache ...
eine systemische Malintervention


Die unterschiedlichen Bilder beim Malen und beim Sprechen fügen sich zu einer neuen Erfahrungswelt der jeweils eigenen Wirklichkeiten zusammen. Die Mal-Bilder als erfahrbare Metapher haben in sicheine tiefe heimische Logik, Geschichte und Konsequenz. Das Malen überwindet die Grenzen der Sprache, führt aus der Sprachlosigkeit und der Angst vor dem Ausgesprochenem heraus. Dabei führt es zu deminneren Erleben und verortet sich neu im Mitteilen und Zuhören. Neue Konstruktionen von Wirklichkeit und Möglichkeit werden geschaffen und mit Überraschung, Erleichterung und Humor begleitet. DasMalen als therapeutische Intervention bringt eine neue Kultur in die Kommunikation hinein – es ist sowohl ein innerer Dialog wie auch ein grenzenfreier Raum zum Erfinden neuer Lösungswege.Malinterventionen können in unterschiedlichen Settings spontan eingesetzt werden - in Einzelcoaching, Paar- und Familientherapien, wie auch in Teamsupervisionen.


In diesem workshop werde ich Ihnen Einblick in meine Erfahrungen aus der Praxis geben und Sie zu einer Selbsterfahrung einladen.

 

 

W4.05

Silvia Bickel-Renn

Körper im Dialog: Systemisch - körperorientiertes Arbeiten in „innerer Achtsamkeit“ – Ein paartherapeutischer Workshop


Zwei Menschen, die als Paar verbunden sind beziehen sich in einer besonderen Weise körperlich aufeinander. Sie teilen gemeinsames Erleben, wollen sich miteinander geborgen und sicher fühlen, Nähe undSexualität genießen, einfach ein körperlich spürbar gutes Lebensgefühl miteinander haben. Daher liegt für die Paartherapie nahe, neben der Sprache das intuitive Wissen des Körpers mit ein zubeziehen.


Ich stelle Ihnen in diesem Workshop eine Interventionsmöglichkeit vor, die mit dem Bewusstseinszustand der inneren Achtsamkeit arbeitet. Der Krealog, ein achtsam- keitskörperorientierter Dialog,hilft auf innere Vorgänge und Signale zu achten und sie auszusprechen. Dabei wird der Körper als Gesprächs- und Dialogpartner angefragt. „Körper im Dialog“ geht davon aus, dass der Körper frische,noch nicht gewusste und gedachte Impulse zur Verfügung hat, die für unser Wohlbefinden sorgen und heilende Lösungsschritte eröffnen. Systemische Arbeitsweisen werden mit Focusing ergänzt.

 

 

W4.06

Andreas Eickhorst

Aufsuchende psychosoziale Prävention bei belasteten Familien – Aufbau, Erfahrungen und erste Evaluationsergebnisse des Praxisprojektes „Keiner fällt durchsNetz“


„Keiner fällt durchs Netz“ unterbreitet hilfebedürftigen Familien primär- und sekundärpräventive psychosoziale Angebote: ein Elternkurs „Das Baby verstehen“ (Kommstruktur) oder Hausbesuche im erstenLebensjahr durch Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern (Gehstruktur). Darüber hinaus wird in jedem der
11 Projektlandkreise ein „Netzwerk für Eltern“ mit lokalen Fachleuten eingerichtet. Während der Elternkurs psychoedukativ wirksam ist und auf eine Verbesserung der elterlichen Sensibilität abzielt,sind die Hausbesuche primär als Beziehungsstärkung mit Sensibilisierungsfunktion angelegt. In der Begleitforschung wurden ca. 300 Familien (Interventions- und Kontrollgruppe) zu mehreren Zeitpunktenuntersucht. Die bisherigen Ergebnisse
weisen auf die Wirksamkeit in bestimmten Bereichen hin (z.B. mütterliche Stressbelastung u. soziale Entwicklung der Kinder).


Im Workshop werden der Aufbau des Projektes, die Durchführung, Herausforderungen und Besonderheiten dieser Arbeit im Anwendungs-Feld der Frühen Hilfen sowie einige Ergebnisse der Begleitforschungvorgestellt und ausführlich diskutiert.

 

 

W4.07

Thomas Schwinger

Wirken durch Wirklichkeiten – Psychodrama in der Beratung


In diesem Workshop geht es um Formen und Elemente des Rollenspiels, die Bewegungen durch verschiedene Wirklichkeiten darstellen. Zwei Beispiele sind: der Übergang vom Beratungsgespräch auf die Bühneeines Rollenspiels und Monologe, die von anderen Beteiligten in der Szene nicht gehört werden. Sie werden beschrieben, demonstriert und diskutiert. Ziel ist es, den Schichtaufbau der sozialenWirklichkeit im Alltag und im Rollenspiel zu verdeutlichen und damit zu klären, wie das kreative Experimentieren von Klient-Innen mit Lebensproblemen gefördert werden kann und welche VorgehensweisenKlientInnen eher verwirren.

 

 

W4.08

Paul G. Friese

Kultursensible Beratung mit Eltern, Kindern und Familien – am Beispiel der Erziehungs- und Familienberatungsstelle imInternationalen Familienzentrum e.V. in Frankfurt


Integrationsanstrengungen werden in der Regel von den MigrantInnen gefordert. Wie aber steht es mit unserer Integrationsleistungen und -angeboten? In der Jugendhilfe und der Erziehungsberatung sindMigrationsfamilien inzwischen teilweise angekommen; unsere Aufgabe ist es nun, ihnen eine bedarfsgerechte Versorgung mit beraterischen, therapeutischen und präventiven Hilfen anzubieten, die ihrerLebenswirklichkeit gerecht wird.

  • Wie können wir Zugangsschwellen absenken?
  • Wie müssen wir uns materiell, personell und strukturell ausstatten, damit sie zu uns kommen?
  • Welche Kompetenzen müssen wir uns aneignen, welche Einstellungen entwickeln oder abbauen, damit wir uns fit fühlen für kultursensible Beratung?
  • Wie ermöglichen wir die Kommunikation mit der Migrationsklientel als Grundlage für eine gelingende Beratung?
  • Wie gehen wir mit unseren Widerständen um?
  • Müssen wir Migrationsfamilien wirklich anders beraten oder liegen wir mit unserer Vorstellungswelt von ‚Migration’ bereits falsch?

Die Arbeitsgruppe wird sich mit Settingfragen kultursensibler Erziehungsberatung beschäftigen. Als Anregung werden
konzeptionelle und praktische Erfahrungen aus der Arbeit des IFZ dargestellt.

 

 

W4.09

Corinna Glasenapp, Andrea Goll-Kopka

Vernetzung, Solidarität und gegenseitige Unterstützung: Multifamiliengruppen


Seit 17 Jahren führen wir eine Multifamiliengruppe (MFG) am Sozialpädiatrischen Zentrum der Stadt Frankfurt/Main für Familien von Kindern mit chronischen somatischen Erkrankungen und Behinderungendurch. Die Hälfte der Kinder in Frankfurt/Main hat inzwischen einen Migrationshintergrund, das spiegelt sich auch im Teilnehmerspektrum der Familien unserer Gruppen wider.

 

In diesem Workshop stellen wir die theoretischen Grundlagen und Kernkonzepte, die Zielgruppe, das Setting, allgemeine Therapieprinzipien, zeitliche und inhaltliche Struktur,Herausforderungen
und Grenzen unseres multifamilientherapeutischen Ansatzes vor. Hier können auf Wunsch auch Videos und Fotos gezeigt werden. Die Ergebnisse mehrerer empirischer Untersuchungen wie einer Pre-PostStudie zeigen, dass diese MFG ein wirkungsvolles psychosoziales Angebot zur Unterstützung der einzelnen Familienmitglieder und für den Bewältigungsprozess der gesamten Familie darstellt.

 

 

W4.10

Ute Engelbach, Carsten Hennig

Fachgruppe "Humane Arbeit und Burn-Out-Prävention"

Wege aus der Burnout-Kultur


„Erfolg macht selig!“, so die Essenz der protestantischen Ethik, nach der sich die Leitkultur der westlichen Welt bis heute richtet. Angesichts steigender Zahlen von Burnout-Fällen eine zweifelhafteVerheißung – sofern Burnout als individuelle Kapitulation vor kulturell verankertem Erfolgsdruck aufgefasst wird. Der systemische Blick muss diese Zusammenhänge hinterfragen, um einen komplexerenRahmen auf zu spannen, der Arbeit und Burnout in den kulturellen Kontext von Kapitalismus und Depression einbindet.


Im Rahmen des Workshops werden wir zunächst diese „Kultur von Arbeit und Burnout“ skizzieren, um die Hintergründe nachzuvollziehen, vor denen die moderne Ehe dieser beiden Phänomene ihre Abgründeentfaltet. Anschließend diskutieren die Teilnehmenden in Kleingruppen ihre persönlichen Erfahrungen und Ansätze aus Sicht als Therapeuten, Betroffene, Arbeitnehmer oder Führungskräfte. Schließlichentwickeln wir gemeinsam neue Perspektiven, um die Phänomene Arbeit und Burnout auf individueller, organisationaler und gesellschaftlicher Ebene zu verstehen – und um unsere Kultur des Kapitalismusund der Depression nachhaltig zu verändern.

 

 

W4.11

Mara Hermann-Aïta, Antonio Marcello

Systemische Interventionen in der Arbeit mit fremdsprachigen Suchtbetroffenen und deren Familien


Die MUSUB (multikulturelle Suchtberatungsstelle beider Basel) bietet seit 1998, mit einem interdisziplinären Team, intra- und transkulturelle Behandlung für Suchtbetroffene mit Migrationshintergrundund deren Familien, an. Der Zugang ist niederschwellig und die Beratung/Behandlung wird zurzeit in elf Sprachen angeboten. Seit 2000 entwickelte das Team der MUSUB ein Behandlungskonzept, dasAbhängigkeit, individuelle Lebenslage und Migrationskontext miteinander verbindet und berücksichtigt. Diskussion und Austausch im Team über Behandlungsverläufe im Zusammenhang mit Sucht und Migrationhaben gezeigt, wie wichtig fundierte Fachkompetenz ist. Dennoch ist dies nicht ausreichend. In der Arbeit mit Menschen verschiedenster Herkunft und unterschiedlicher sozialer Lebensgeschichtenbraucht es die Bereitschaft konventionelle Behandlungskonzepte zu reflektieren, flexibel anzuwenden und nötigenfalls anzupassen. Dies setzt auch voraus, dass das Team Sicherheit im Umgang mitverschiedenen Systemen entwickelt und Flexibilität zum Selbstverständnis wird.

 

Der Workshop soll Einblicke in diese Praxis vermitteln.

 

 

W4.12

Björn Enno Hermans

Und manchmal klappt es eben nicht – von der Kultur des „Scheiterns“ in der systemischen Arbeit


Wir reden viel und gerne über Gelingendes. Vieles in der systemischen Arbeit wirkt spielerisch und leicht. So oder ähnlich beschrieben einige jüngere Mitglieder der DGSF ihre Eindrücke der letztenwissenschaftlichen Jahrestagung. Gleichzeitig hatten sie aber das Gefühl, dass die alltägliche Wirklichkeit in der Jugendhilfe und anderen Kontexten ganz anders aussieht, woraus diese Workshopideeentstanden ist. Ziel ist es, sich auch über das auszutauschen, was schwierig oder gar unmöglich scheint und eben auch nicht gelingt oder gelungen ist. Dabei geht es darum, Kontextbedingungen näher zubeleuchten und vielleicht auch die Frage nach dem günstigen Zeitpunkt für bestimmte Interventionen zu stellen. Kann es eine Kultur des Wegschickens, der Beendigung von systemischer Arbeit geben, dieRaum für zukünftiges Anknüpfen und damit für Beziehung schafft? Gibt es eine spezifische systemische Kultur des Nicht-Gelingens oder sogar Scheiterns und woran wäre eine solche Kultur erkennbar? Mitinteressanten interaktiven Methoden soll es im Workshop gemeinsam um diese und ähnliche Fragen gehen.


Eine Besonderheit des Workshops ist außerdem eine interaktive Vorbereitung mit den Teilnehmenden: e.hermans@skf-essen.de/ http://www.facebook.com/groups/340881539275611 (Und manchmal klappt es ebennicht). Herzliche Einladung!

 

 

W4.13

Johannes Herwig-Lempp

Ressourcenorientierte Teamarbeit ist ganz einfach
Systemische Denk- und Handlungskonzepte eignen sich über die Arbeit mit KlientInnen hinaus auch für die kollegiale Beratung:
In Teamsitzungen und in Intervisionsgruppen kann der systemische Beratungsansatz von uns sehr effektiv angewandt werden, indem wir die Dialog-Kultur unseres Teams methodisch und konzeptionellsystemisch gestalten. Wie dies möglich ist, wird in diesem Workshop anhand praktischer Methoden vorgestellt und ausprobiert.
Die TeilnehmerInnen können gerne eigene Fragestellungen einbringen. Diese Art der „kollegialen Ausbeutung“ trägt zur Ressourcenerweiterung aller bei.

 

 

W4.14

Karin Joggerst

„Wer bin ich? – zur Bedeutung von Herkunft und Identität“


Im gesellschaftlichen Diskurs werden die Themen „Herkunft und Identität“ meistens ethnisch und national verhandelt. Dies führt zu einseitigen stereotypen Bildern und Etikettierungen, die Menschen inihrer Vielschichtigkeit nicht wahr nehmen und letztlich zu Abgrenzungen, Ausschlüssen und Diskriminierung führen. Dabei ist es für alle Menschen von enormer Bedeutung, in ihrer IdentitätsentwicklungBestätigung und Stärkung für die eigene Person und ihr Umfeld zu erhalten, die nicht von kulturalistischen Zuschreibungen gefärbt sind.


Dieser Workshop ist interaktiv ausgerichtet und wird anhand einer ausgewählten Anti-Bias Übung das Thema „Herkunft und Identität“ bearbeiten. Dabei spielt die eigene Eingebundenheit von Werten undNormen eine Rolle, die im Weiteren zu der Reflexion der eigenen Haltung im (Arbeits)-Alltag überleitet.

 

 

W4.15

Ahmet Kimil

Migrantenfreundliche Arbeit mit Klienten/-innen und Familien aus anderen Kulturen: Sich und andere besser verstehen im Kontext von Beratung undTherapie


Familien von Migranten übernehmen oft viel Verantwortung für ihre Angehörigen; dies bewahrt vor Vereinsamung, kann aber auch den Zugang zu professionellen Hilfesystemen erschweren. Wirdprofessionelle Hilfe in Anspruch genommen, so sind die Erwartungen an die Fachkräfte oft überzogen; schnelle Heilung für Probleme, die manchmal seit mehreren Jahren und Jahrzehnten bestehen, wirderwartet. Viele Professionelle erleben bei Migranten eine große innere Zerrissenheit zwischen der Loyalität zur Familie und dem Streben nach Individualität und Autonomie. Aufgrund dieser und weitererBesonderheiten kann die Arbeit mit MigrantInnen als Herausforderung, aber auch als Bereicherung erlebt werden. Die oft großen kulturellen Unterschiede zwischen Klienten und Professionellen sind alsRessourcen wichtig für Therapie und Beratung. Die Klienten und sich selber besser zu verstehen erfordert viel Neugier, Einfühlungsvermögen und auch Mut. In diesem Workshop möchte ich gemeinsam mitden Teilnehmern herausarbeiten, wie MigrantInnen erlebt werden, was in der Arbeit mit ihnen bisher gut läuft (Ressourcen), wo Unterschiede zu deutschen Klienten bestehen, welche Strategien undInterventionen sich bewährt haben und was die Teilnehmer benötigen, um mit MigrantInnen noch besser und befriedigender arbeiten zu können.

 

 

W4.16

Frank Natho

Selbstfürsorgetraining im Rahmen von Traumapädagogik


Im therapeutischen und erzieherischen Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zeigt sich immer wieder, dass die Fähigkeit der Betroffenen zur Selbstsorge wenig ausgebildet ist.Selbstsorge wird als wichtiger Faktor für Resilienz und für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung angesehen. Auf der Grundlage der Annahmen und Beobachtungen wurde am FST Halberstadt einSelbstfürsorgetraining speziell für die stationäre Jugendhilfe entwickelt, hier befinden sich auch immer mehr traumatisierte Kinder und Jugendliche auch mit Migrationshintergrund.
Folgende Schwerpunkte werden im WS vermittelt:

 

  • Vorstellung des dreistufigen Selbstfürsorgetrainings
  • der Aspekt der pädagogischen, erzieherischen Beziehung (Balance zwischen Führen und Folgen).
  • pädagogisch und didaktische Schwerpunkte
  • einzelne methodische Aspekte der Selbstfürsorge, wie Körperbildarbeit oder Ressourcen im Lebensfluss werden vorgestellt
  • Dieser Workshop setzt etwas Grundwissen zum Phänomen Traumatisierung voraus.

 

 

W4.17

Georg Singe

Religiöse Sinnkonstruktionen in Beratung und Therapie


In Beratung und Therapie spielen religiöse Sinnkonstruktionen in unterschiedlichen Kulturen eine jeweils andere Rolle. Dabei lässt sich feststellen, dass kulturübergreifend fundamentalistischeGrundhaltungen einen adäquaten Entwicklungsprozess der Familie verhindern. Mit welcher Haltung und welchen Möglichkeiten begegnet der Therapeut/die Therapeutin diesen Phänomenen?


In dem Workshop sollen ausgehend von den Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern Beratungs- und Therapiesituationen analysiert, religiöse Sinnkonstruktionen theologisch undreligionspsychologisch reflektiert sowie nach geeigneten Interventionsformen gefragt werden.

 

 

W4.18

Dorothee Stieber-Schöll

Dialogkultur in Familien spielerisch fördern


Wer aufsuchende Familienarbeit macht, erlebt, wie entstandene Kommunikationsmuster in Familien oft dysfunktional wirken: offenes Sprechen und sich Mitteilen, einfühlsames und interessiertes Zuhören,wertschätzendes Wahrnehmen des anderen, gemeinsam und respektvoll Absprachen aushandeln und dann umsetzen – vielfach fehlen die Basics einer positiven Dialogkultur im alltäglichen Umgangmiteinander.


Kindgerecht, spielerisch & lebendig und gleichzeitig ernsthaft und verbindlich kann eine positive Dialogkultur in Familien mit einem systemischen Spiel etabliert und gefördert werden.

 

 

W4.19

Candy Verney

Singen mit Herz und Seele


Candy Verney´s Leidenschaft ist es, Menschen zu inspirieren und durch das Singen ein Gefühl von Harmonie zu kreieren, das eine Erfahrung jenseits des Alltäglichen ermöglicht.


Singen, spielen, entdecken und bewegen Sie sich zu Liedern aus vielen verschiedenen Kulturen. Machen Sie die Erfahrung, Ihre Stimme als etwas Selbstverständliches und universell Menschliches zugebrauchen.


Sie müssen keine Noten lesen können, wir werden alle Lieder über das Hören lernen.

 

 

W4.20

Katarina Vojvoda-Bongartz

Heimat – Raum – Identität: Transkulturelle Identitätsarbeit mit Menschen mit Migrationserfahrungen


Braucht jeder Mensch eine Heimat? In diesem Workshop werde ich die Begriffe Heimat, Raum und Identität beleuchten, um sie für die transkulturelle Identitätsarbeit mit Menschen mit Migrationserfahrungnützlich zu machen. Heimat als Ort ist für MigrantInnen und ihre Nachkommen oft schwer erreichbar, verloren oder häufig nur noch in der Erinnerung begehbar. Durch die Verbindung des Konzepts desRaumes mit der Metapher Heimat lassen sich Orte der Ankunft und des anerkannten Seins für Menschen mit Migration konstruieren, die für die Unterstützung einer hybriden Identität sinnvoll erscheinen.Erst in diesem geschaffenen, sogenannten dritten Raum kann der notwendige Schritt von einer interkulturellen Entweder-oder-Identität zu einer transkulturellen Sowohl-als-auch-Identität, in derunterschiedliche kulturelle Elemente miteinander verwoben sind, gemacht werden.


Die raumbezogene Methode des Tetralemmas kann solche Identitätsdilemmata überwinden und die Konstruktion einer transkulturellen Identität unterstützen.